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Asma Jahangir : der interreligiöse Dialog für mehr Respekt, Toleranz und Verständnis

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Strassburg

Von Babelstrasbourg am Mittwoch, dem 25. Juni 2008 Von Lena Morel Übersetzung : Monika Schreiber und Svenja Wittpoth

Straßburg, Europaparlament, am 19.

Juni 2008

b7fec0d737.jpgAsma Jahangir, die pakistanische Rechtsanwältin, die sich auf Menschenrechte spezialisiert hat und die Menschenrechtskommission in Pakistan gegründet hat, war am 19. Juni 2008 zu Gast im Europäischen Parlament, wo sie eine Rede im Rahmen des Europäischen Jahres des interkulturellen Dialogs 2008 hielt. Frau Jahangir – auch Berichterstatterin der Vereinten Nationen zu Fragen der Religions- und Glaubensfreiheit - ist keine Unbekannte im Europäischen Parlament, das sich letztes Jahr für die sofortige Befreiung der damals in Pakistan inhaftierten Anwältin eingesetzt hatte.

Asma Jahangir kam wieder auf die Notwendigkeit einer Erweiterung des Begriffs des interkulturellen Dialogs zu sprechen, in den sie auch religiöse und interreligiöse Aspekte mit einbeziehen möchte. Damit möchte sie Gläubige und Atheisten gleichermaßen ansprechen, wobei sie betont, dass jeder einzelne die universellen Menschenrechte respektieren muss.

Der interkulturelle Dialog: Was, wer, warum und wie?

„Beinhaltet „interkultureller“ auch „interreligiösen Dialog“? Ich bin der Ansicht, dass dem ganz klar so ist. Schließlich sind die Religionen ein Teil der Kultur. Interreligiöse Spannungen müssen berücksichtigt werden. Folglich muss der interkulturelle Dialog ebenfalls die verschiedenen Gemeinschaften und ihre Vorstellungen berücksichtigen“.

Jahangirs Äußerungen sind mutig angesichts des gegenwärtigen Misstrauens gegenüber verschiedenen Religionen; umso mehr, als sie ihre Forderungen auch an die Politik richtet, in der die Regierungen - ihrer Meinung nach - mit den Bürgern zusammenarbeiten sollten, um damit eine effiziente Interaktion zwischen allen Glaubensrichtungen zu garantieren. Der interreligiöse Dialog der an der Basis der Gesellschaft geführt wird, kann ebenfalls den Frauen zu Gute kommen, die oft inmitten der Spannungen stehen und trotzdem zu häufig marginalisiert werden.

Des weiteren hat die Anwältin für Menschenrechte die Initiativen der EU (Europäisches Parlament und Europarat) im Rahmen des europäischen Jahrs des interkulturellen Dialogs und deren Ziele begrüßt. „Die europäische Vielfalt gemeinsam leben“ ist das Motto dieser Initiative, die am 4. Dezember 2007 von der Europäischen Kommission ins Leben gerufen wurde. Die Initiative möchte die kulturelle Vielfalt fördern und gleichzeitig das Zugehörigkeitsgefühl zur Union stärken. „Der interkulturelle Dialog kann sektiererischen und starren Haltungen entgegenwirken und weltweit religiöse Toleranz, Respekt und Verständnis garantieren. … Es ist wichtig zu betonen, dass verschiedener Kulturen Einfluss auf die Lebensweisen in den Mitgliedstaaten ausgeübt haben und anzuerkennen, dass der kulturelle und interkulturelle Dialog unabdingbar für ein harmonisches Zusammenleben ist“ erklärte Asma Jahangir.

Bildung als Mittel der Prävention

„Bildung und interkultureller Dialog stellen ein wichtiges Mittel dar, um Missverständnissen, Konflikten und Verletzungen der Religions- und Glaubensfreiheit vorzubeugen“.

EYID_fr.jpgBildung ist der Prüfstein für den von Asma Jahangir propagierten interreligiösen Prozess. In diesem Zusammenhang lobt Frau Jahangir Bildungsprogramme der EU, wie Comenius, Erasmus, Leonardo Da Vinci oder Grundtvig.

Im wesentlichen geht es beim interkulturellen und interreligiösen Dialog darum, Menschen zusammenzubringen, die imstande sind, Verbindungen zwischen den Gemeinschaften zu schaffen, um schließlich die Menschenrechte zu stärken: Asma Jahangir appelliert an die Vertreter der religiösen Gemeinschaften (religiöse und geistliche Führer, die sich das letzte Mal im Jahr 2000 auf dem Millenniums-Friedensgipfel in New York versammelt hatten), an „Menschen gleichen Glaubens, die unterschiedliche Meinungen vertreten“, sowie an Künstler (wie Daniel Barenboim und das Projekt West Eastern Divan Orchestra). «Künstler spielen eine wichtige Rolle, um für religiöse Toleranz und die Verbindung zwischen verschieden Gemeinschaften zu werben“, betont Jahangir.

Auch den Medien kommt in der Bildungsarbeit Bedeutung zu: „Hier hat der interreligiöse Dialog schon zu richtiggehenden Erfolgen geführt (…) und es bedarf nicht viel um einen konstruktiven Dialog zu führen!“ Jahangir nennt als Beispiele Initiativen, die sie kürzlich in Israel und den Palästinensergebieten, sowie in Nordirland, in Belfast, beobachten konnte, „aber diese Bemühungen machen kaum Schlagzeilen, ganz im Gegensatz zu interreligiös motivierter Gewalt“.

Unter Applaus der europäischen Abgeordneten, betont sie zum Abschluss ihrer Rede noch einmal die Notwendigkeit des interkulturellen und interreligiösen Dialogs. Sie zitiert den ehemaligen UNO-Generalsekretär Boutro Boutros Ghali: „Die Menschenrechte, durch das Prisma einer universellen Perspektive gesehen, konfrontieren uns mit der anspruchsvollsten Dialektik: der Dialektik der Identität und der Andersartigkeit, des Selbst und des Anderen. Diese zwei Begriffe lehren uns, dass wir gleichzeitig gleich und unterschiedlich sind.“

(Foto : Website l’année européenne du dialogue interculturel)