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Armut in Europa: Böses Erwachen in Budapest

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Default profile picture Tina Tifi

2010 ist das europäische Jahr zur Bekämpfung von Armut und sozialer Ausgrenzung. Laut der letzten Eurostat-Studie vom 18. Januar 2010 ist Ungarn im Europavergleich weit abgedriftet. Mehr als ein Drittel der ungarischen Bevölkerung (37%) lebt in materieller Armut. Budapest belegt damit einen der letzten Plätze in der EU. Nach Malta hat Ungarn die niedrigste Beschäftigungsquote der Union: Nur 55,4% der aktiven Bevölkerung zwischen 15 und 65 Jahren haben einen Job, womit die Magyaren weit unter dem europäischen Durchschnitt liegen (64,8%). Die Hauptstadt Budapest bildet diese Mischung aus vergangenem Prunk und modernen Schattenseiten besonders gut ab. Der französische Fotograf Damien Sueur beleuchtet im Rahmen unserer monatlichen Reportagereihe EUcrisis on the ground die dunkleren Seiten Budapests.

Obdachlosenzeitung

An roten Ampeln « verteilt » dieser Ungar die Budapester Obdachlosenzeitung FN (FedélNélkül), in der von Obdachlosen geschriebene Geschichten, Anekdoten und Gedichte zu lesen sind, an gutwillige Autofahrer. „Wenn es kalt ist, lassen nur wenige Leute die Fenster runter. Heute scheint die Sonne. Ich hoffe, dass ich heute einen guten Tag habe“, berichtet er. Die Beschäftigungsquote in Ungarn geht zurück, während sie in Europa im Durschnitt steigt.

Foto: ©Damien Sueur

Straßenmusiker

In der Nähe der Budaer Burg und dort, wo sich die Touristen sonst in Budapest tummeln, trifft man auf viele musizierende Roma, die sich mit der Geige ein paar Forint dazuverdienen.

Foto: ©Damien Sueur

Schach am Bahnhof

Budapest ist eine Stadt der Kontraste. An den Bahnhöfen Keleti pályaudvar (Ostbahnhof) und Nyugati pályaudvar (Westbahnhof) rauschen rastlose Reisende an unbeweglichen Obdachlosen und Prostituierten, die sich die Beine in den Bauch stehen, vorbei. Mitten im Chaos: eine Schachpartie.

Foto : ©Damien Sueur

Csaba und die Roma-Arbeiter

Csaba arbeitet für einen großen französischen Konzern in Nyiregyhaza, einer kleinen Stadt im Osten des Landes. Unter den tausend Arbeitern seiner Fabrik gäbe es insgesamt nur drei oder vier Roma, erzählt er: « Das Problem ist, dass man zum Arbeiten das Erettsegi [das ungarische Abitur] braucht, welches generell mit 18 abgeschlossen wird. Roma verlassen die Schule jedoch mitunter schon mit 14 Jahren. Ich hatte einen guten Freund in der Schule. Er war ein Zigeuner, ein netter Kerl. Er war ein sehr guter Fußballspieler, hätte in einer großen Mannschaft spielen können. Ich habe aber vor kurzem gehört, dass er wegen Diebstahl und Drogenhandel im Gefängnis sitzt. »

Foto: ©Damien Sueur

Food Not Bombs

Das Kollektiv « Food Not Bombs » ist in über 1000 Städten weltweit tätig, auch hier in Budapest. Auch die Organisation Menhely Alapítvány und das Rote Kreuz sammeln Kleider und bieten den Obdachlosen in Ungarn medizinische und psychologische Unterstützung.

Foto: ©Damien Sueur

In öffentlichen Verkehrsmitteln kann man sehr gut in das sozial gemischte Budapest eintauchen. Ungarn hat so gut wie keine Einwanderer, aber die soziale Ausgrenzung, besonders der Roma-Gemeinschaft, ist nicht zu übersehen.

Foto: ©Damien Sueur

Linie 2 der Budapester Metro

Die Budapester Metro beherbergt Vagabunden und Bettler, sie fährt aber gleichzeitig auch die Partygänger in die Hype-Ecken der Stadt, während berufstätige Frühaufsteher oder Arbeitssuchende (10% der Bevölkerung) gähnend in den Tag starten. Laut dem Statistik-Amt (KSH) ist die Arbeitslosenquote in den letzten Jahren in Ungarn gestiegen: Sie lag zwischen Mai und Juli 2009 bei 9,7%, während in der gleichen Periode 2008 7,5% nach einem Job suchen mussten.

Foto: ©Damien Sueur

Soziale Gegensätze

Die öffentlichen Transportmittel spiegeln diese Kontraste wider. Gleich neben Obdachlosen, die sich in den Metrostationen aufhalten, fahren wohlhabende Budapester lange Rolltreppen hinab.

Foto: ©Damien Sueur

District 8

Der 8. Bezirk Budapests, Józsefváros, hatte früher einen schlechten Ruf. Heute will die Stadtverwaltung mehr Touristen in das Multikulti-Viertel locken.

Foto : ©Damien Sueur

Bezirk n°8

Foto : ©Damien Sueur

In Józsefváros wohnt auch ein großer Teil der Romagemeinde der Stadt, Gelegenheit, um die in anderen Vierteln verbreiteten Vorurteile zu bekämpfen.

Foto: ©Damien Sueur

Krise verschwindet am Horizont?

Unsichere Zukunft: Werden die Ergebnisse der Wahlen am 11. und 25. April 2010 eine Wende herbeiführen können?

Foto : ©Damien Sueur

Translated from Budapest : lendemain de crise