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Angenehm Überrascht….

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Claudia

Wien

von John Hodgshon

Ich komme zurück, nach einem Monat schönen Urlaub und Wien zeigt sich nicht von seiner besten Seite… unzufriedene, raunzende Wiener („dess is a Geeeeehsteeeeig!“), Alltagsrassismus (wusstest du, dass die schlechten Ausländer im 17. Bezirk wohnen, die guten im 15.?

  • im Ernst), das Gefühl, dass in dieser Stadt nichts los ist und dass alle abhauen - Verdammt, es ist wie in der DDR, nur gibt’s hier keine Mauer.

Ja, und dann war Samstag, ich bin mit dem Fahrrad unterwegs und merke, dass sich eine Serviette in meinem Zahnrad eingewickelt hat- Na toll, jetzt muss ich nach Hause und versuchen, die mit einem Messer loszuwerden- Grund genug, sich über das Rad und Wien allgemein aufzuregen. Kurz gesagt, ich war unterwegs im 8. Bezirk als ich ein Schild sah „Straßenfest- Fahrrad Werkstatt“. Hurra! Und während der Typ mein Rad repariert, hab ich mir eine Espressomaschine für 3€ gekauft. Und plötzlich schaut die Welt wieder freundlich aus. Weil es mir am Straßenfest so gut gefallen hat, hab ich mich entschieden ein bisschen zu bleiben und ein Radler zu trinken- gute Entscheidung!

Dieses Fest war die gute Idee der Gruppe „öffentlicher Raum“. Es handelt sich um Bürger_innen des 8. Bezirks, deren Ziel es ist, die Lebens- und Aufenthaltqualität in der Josefstadt zu verbessern. Eine Idee davon ist es, die Langegasse jeden Samstag im Sommer zur Fußgängerzone zu machen und ein Fest zu organisieren mit Planschbecken, Grillerei, einer Band, Fahrrad Werkstatt, usw.

„Öffentlicher Raum“ wird durch die Organisation „lokale Agenda 21“ unterstützt. Lokale Agenda 21 ist eine internationale Organisation, die lokalen Gruppen hilft mit der Gemeinde zu arbeiten und ihre Wünsche und Ideen umzusetzen. Die sind deswegen nötig, weil, wie Herr Daniel Cranau sagt, dass die Gemeinden häufig nicht wüssten, was ihre Bürger_innen wollen, bzw. diese Wünsche auch umsetzen.

Die Idee ist, aus meiner Sicht, wirklich gelungen. Ich war am 3. September da, einem der letzten Sommertage und ich habe den Unterschied zum Wiener Alltag bemerkt. Die Leute waren offen, freundlich, gut gelaunt…. Tja, tatsächlich das ‚echte‘ Wienerherz!

Der Organisator, Daniel Cranach, erklärt, dass diese Aktion von samstäglichen Treffen und Kennenlernen einiger Leute in der Langegasse ausging. Es hat sich daraufhin ein Gemeinschaftsgefühl aufgebaut, und immer mehr Leute wollten mitmachen. Die dort auftretenden Musiker leben. in der Nähe der Langegasse. An einem Samstag haben sie sich hinaus getraut und die Organisatoren gefragt, ob noch Musiker gebraucht werden. Die Organisatoren haben der Idee zugestimmt und seitdem spielt die Band jeden Samstag dort- schön, ned woar?

Und das Schönste? Leo, der Fahrrad Typ- hatte an diesem Tag Geburtstag und tanzte mit einer Frau Salsa, während die Band spielte. Und dann denkt man, dass Wien einen nicht mehr überraschen kann.

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