ALOK JHA: IN DER ANTARKTIS GESTRANDET
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Am Heiligabend des letzten Jahres, waren 77 Wissenschaftler in der Antarktis für neun Tage im Eis in einem Schiff eingeschlossen. Alok Jha war mit auf der MV Akademik Shokalskiy, deren Besatzung tagelang auf Rettung wartete. Cafébabel sprach mit dem Guardian und BBC Mitarbeiter über die Expedition und das ewige Eis.
Cafébabel: Was hat dich motiviert, auf diese Expedition zu gehen?
Alok Jha: Wissenschaftler an der Univserity of New South Wales in Australien organisierten diese Expedition, die hundert Jahre nach der Douglas Mawson Expedition stattfand. Mawson war einer der ersten Erforscher der Antarktis. Ich dachte, es würde eine sehr gute Gelegenheit. Es ist ein erstaunlicher Ort für einen Reporter. Und persönlich ist es ein Ort, an den ich immer gehen wollte.
Cafébabel: Was wolltest du ursprünglich auf der MV Akademik Shokalskiy machen?
Alok Jha: Mein Kollege Laurence Topham begleitete mich. Er fotografierte und machte Videos. Wir behandelten das Schiff, wie jeden anderen Ort, von dem wir berichten wollten.
Cafébabel: Was war das für ein Gefühl, als du realisiert hast, dass das Schiff stecken geblieben ist?
Alok Jha: Wir realisierten einfach eines Morgens, als wir aufwachten, dass wir stecken geblieben waren. Manche Leute waren gestresst. Es war wie das wirkliche Leben: chaotisch. Aber Laurence und ich waren sehr beschäftigt und ehrlich gesagt war es ein schöner Ort, um verschollen zu sein. Am Ende wurde die Expedition von einem chinesischen und einem australischen Eisbrecher befreit. Die Franzosen kamen auch.
Cafébabel: Manche Wissenschaftler kritisieren die Expedition als eine Touristenreise, die eine echte wissenschaftliche Forschung in der Region verhinderte. Was denkst du darüber?
Alok Jha: Die Antarktis gehört allen. Jeder hat das Recht dorthin zu gehen. Daher haben die Wissenschaftler keinen Grund, sich aufzuregen. Manchmal glaube ich, das Wissenschaftler eine arrogante Einstellung haben.
Cafébabel: Live Twittern und veröffentlichen vom Südpol ist bestimmt schwierig. Wie hast du das geschafft?
Alok Jha: Wir hatten eine BGAN (Broadband Global Area Network) Satellitenverbindung, die bis an die Südspitze der Antarktis reicht. Das Internet war sehr langsam. Am Tag waren wir vielleicht eine halbe Stunde verbunden. Dann schickten wir mehrere Tweets. Das Schlimmste war, wenn schlechtes Wetter draußen schlecht wurde oder wenn es sehr windig wurde. Die Computer funktionierten manchmal nicht, weil sie zu kalt wurden. Ironischerweise hatten wir während der Zeit, in der wir stecken geblieben sind, die beste Verbindung, weil wir uns nicht bewegten.
Cafébabel: Du bist eine sehr risikofreudige Person. Du hast nicht nur von der Antarktis berichtetet, sondern hast dich auch an einem Schwerlosigkeitsflug der europäischen Weltraumorganisation beteiligt und hast deine Gene sequenzieren lassen? Hast du noch anderePläne?
Alok Jha: Ich bin eigentlich gar nicht so risikofreudig! Dieses Abenteuer in der Antarktis ist das Gefährlichste, was ich bisher unternommen habe. Ich bin jemand, der nicht so gerne Städte, einen drahtlosen Internetzugang oder seinen guten Kaffee verlässt. Als nächstes Projekt, werde ich wahrscheinlich in die Bibliothek gehen und an meinem nächsten Buch arbeiten.
Cafébabel: Hast du Pläne, irgendwann bald wieder auf ein Schiff zu gehen?
Alok Jha: Wenn jemand mir eine Kreuzfahrt anbieten würde und wenn ich sonst nichts zu tun hätte, dann natürlich! Warum nicht? Irgendwo ins Warme, wo ich nicht so viel Arbeit habe. Ich brauche Urlaub!
Translated from INTERVIEW: Alok Jha Trapped in Antarctica