Albanien und Kroatien sollen Nato beitreten
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Am 2. April, während des Gipfeltreffens in Bukarest, hat die NATO Albanien und Kroatien vorgeschlagen, dem Militärbündnis beizutreten. Mazedonien steht weiterhin auf der Warteliste.
Während Albanien durch die heftigen Explosionen in einem Waffenlager Mitte März schwer erschüttert wurde und Mazedonien mit Griechenland um den offiziellen Namen für seinen Staat streitet, ist einzig Kroatien ein stabiler Vorzeige-Kandidat. Trotzdem haben sowohl Albanien als auch Kroatien eine Beitrittseinladung seitens der Nato erhalten. Mazedonien geht allerdings leer aus.
Stadtlandschaften von Tirana über Zagreb bis Skopje (Fotos: Norbert Rütsche/ Joachim Dethlefs/ Veronika Wengert/ Marina Rennau/ n-ost (Klicken sie auf das 'x' in der Ecke rechts oben, um die Slideshow erneut zu sehen)
Albanien: Banges Warten nach den Explosionen
Die schweren Explosionen in einem Waffenlager nahe der albanischen Hauptstadt Tirana, bei denen Mitte März mindestens 17 Menschen starben, hätten sich zu keinem ungünstigeren Zeitpunkt ereignen können: Gerade hatte Albanien seine Bemühungen intensiviert, möglichst bald für die Nato-Mitgliedschaft fit zu sein. Nato-Experten hatten die Reform der albanischen Streitkräfte kürzlich noch positiv bewertet und die Sicherheitslage im Land allgemein als gut eingeschätzt. Die Unabhängigkeitserklärung des Kosovo und die Reaktion des serbischen Nachbarn haben in der Vergangenheit jedoch zusätzliche Unsicherheit gebracht, genau wie die lückenhafte Überwachung der Grenze und die damit gegebenen Rückzugsmöglichkeiten für islamisch-radikale Netzwerke. Als größtes Problem für den Nato-Beitritt Albaniens bezeichnen Experten die fehlende Reform staatlicher Institutionen sowie die soziale und wirtschaftliche Lage des Landes.
Mazedonien: Lästiger Namensstreit
Die Regierung in Skopje ließ in den vergangenen Wochen weltweit Anzeigen schalten, die mazedonische Truppen beim Einsatz in Afghanistan zeigten. 'Seht her', sollte das heißen, 'mit unserem Engagement haben wir einen Beitritt mehr als verdient'. Doch weil der lästige Namensstreit mit den benachbarten Griechen immer noch nicht gelöst ist, droht die Aufnahme Mazedoniens in die Verteidigungsallianz zu scheitern. Griechenland protestiert gegen den Namen "Republik Mazedonien", weil es Gebietsansprüche auf seine gleichnamige Provinz fürchtet. Mazedonien seinerseits hat bisher alle Kompromissvorschläge abgelehnt. Abgesehen davon hat das kleine Land mit den gleichen Problemen zu kämpfen wie Albanien, allen voran mit der weit verbreiteten Korruption und der fehlenden Reform staatlicher Institutionen. Hinzu kommen Uneinigkeiten mit den Minderheiten im Land. Vor allem die Albaner fordern mehr Rechte. Mitte März verließ die Demokratische Partei der Albaner die Regierung und löste damit eine handfeste politische Krise aus. Bis zum Nato-Gipfel, der am 2. April beginnt, wird das Land nun von einem Minderheitenkabinett regiert. Sollte Mazedonien in Bukarest keine Beitrittseinladung erhalten, befürchten Beobachter Unruhen und eine erhebliche Destabilisierung des Landes.
Kroatien: Hoffnungsvoller Kandidat
Einzig Kroatien war dem Ziel einer Nato-Mitgliedschaft bereits sehr nahe. Die Regierung in Zagreb hat die Integration in westliche Bündnisse zur obersten Priorität erhoben. Ihren unbedingten Willen zur Westanbindung begründet sie mit den Gefahren einer globalisierten Welt, in der Terroristen die schlecht gesicherte Adria-Küste als Unterschlupf nutzen könnten. Von westlichen Beobachtern hat Kroatien in der Vergangenheit gute Noten für die Reform seiner Streitkräfte erhalten. Die Sicherheitslage ist im Vergleich zu den anderen Beitrittskandidaten stabil. Um seine gute Position nicht zu gefährden, bemüht sich die Regierung in Zagreb, die schwierigen Beziehungen zu seinen Nachbarn zu normalisieren. So hat Kroatien - nicht zuletzt auf Druck der EU - im Streit über Seerechte mit Slowenien und Italien Zugeständnisse gemacht. Die Anerkennung der kosovarischen Unabhängigkeit zögerte Zagreb so weit wie möglich hinaus, um das historisch begründet spannungsgeladene Verhältnis zu Serbien nicht noch stärker zu strapazieren.
Die Autoren Armand Plaka und Ulrike Gruska sind Mitglieder des Korrespondenten-Netzwerkes n-ost