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99% am 15. Oktober: Europa empört sich gewaltig aber auch gewalttätig
Published on October 17, 2011
Gesellschaft Politik
Man kann mit keinem anderen Bild beginnen: Krawalle in Rom haben die weltweite Indignados-Occupy Bewegung vom 15. Oktober überschattet. Einige tausend Randalierer haben die 300.000 friedlichen Demonstranten in Rom gestört und ihre Wut in einer Art zum Ausdruck gebracht, die der #European Revolution zuwider ist: mit Gewalt! Die meisten der 135 Verletzten sind italienische 'Indignati', die gegen die Zerstörer rebelliert haben und ähnliche Ideen mit ihren Mitdemonstranten in London, Paris, Brüssel, Madrid, Barcelona und den 951 Städten in 82 Ländern teilen, in denen Menschen am Samstag auf die Straße gegangen waren. Sie alle zusammen haben einen neuen Namen: Die „99% “, welche nicht mehr die Gier 1%s der Weltbevölkerung finanzieren wollen. Hier ihre Gesichter, Hoffnungen und Enttäuschungen.
Demonstranten in London haben es nicht geschafft die London Stock Exchange zu besetzen und sind deshalb zurück zur St. Paul’s Cathedral gezogen, um ihrer Enttäuschung mit dem aktuellen Finanzsystem Ausdruck zu verleihen.
©Simona Strim
Die Bewegung in London, die dem Aufruf des London Stock Exchange Collectives folgte, war zwar nicht so massiv wie die Occupy Wallstreet Bewegung in New York und auch nicht so hitzig wie die Indignados von Rom, aber es herrschten positive Vibes. Insgesamt marschierten mehrere tausend Empörte durch die Londoner Finanzviertel.
©Simona Strim
Stargast in London vor St. Paul: Wikileaks-Gründer Julien Assange .
©Lorenzo Marini
In den frühen Abendstunden beginnen die madrilenischen Demonstranten in Gruppen in Richtung Cibeles-Platz zu marschieren.
©Lucille Caballero
Junge Leute, Rentner, Familien, Studenten… Der Wille zum Systemwandel im Herkunftsland der „Indignados“ (Empörten) – Spanien – war besonders groß. Über eine Million Menschen gingen in Madrid auf die Straße.
©Lucille Caballero
Von den ersten spanischen Protestaktionen vom 15. Mai bis zum 15. Oktober, Datum der weltweiten Mobilisierung, ist viel passiert. Allein in Spanien nahmen an diesem Wochenende 80 Städte an der Bewegung teil.
©Lucille Caballero
Samstag gegen 21 Uhr dröhnt es aus dem Megaphon: "Die Placa del Sol ist gerammelt voll!" In Madrid kamen europaweit die meisten Menschen zur gemeinsamen Empörung zusammen.
©Lucille Caballero
In Paris gab es nur einige hundert « indignés »: Trotz des Gipfels der Finanzminister und Notenbankchefs der G20, bleibt die Empörung in der französischen Hauptstadt ziemlich mickrig. Besonders Studenten, Menschen in prekären Arbeitsverhältnissen, Expats und Künstler sind am 15. Oktober durch Paris gezogen. Darunter auch Rosamée, 27 Jahre: « Hier in Frankreich ist die revolutionäre Kultur schon zu alt, man muss das erst wieder neu lernen, denn die Franzosen sind schon ein wenig abgestumpft. Und das, obwohl es genügend Gründe gibt, um sich in diesem Land über die Diskriminierung und Stigmatisierung insbesondere von Einwanderern zu empören.“
©Giacomo Rosso
Lucas, 20 Jahre, Cutter: „Es ist das Finanzsystem, das einen Einfluss auf unser Leben nimmt, mehr als andere Instanzen. Ich beteilige mich seit Mai an der Pariser Indignés-Bewegung, ich protestiere gegen die Parteien, die unsere Demokratie verkrusten. Die Lösung ist ein neuer weltweiter Konsens, eine moderne Wirtschaft, die auf Ressourcen und nicht Finanzen basiert.“
©Giacomo Rosso
Cristobal, 30 Jahre alt, Chilene, Physik-Doktorand: Mit seinen Landsmännern und –frauen schwenkt er eine enorme Flagge im Namen der Demokratie und gegen ein zu teures und unfaires Bildungssystem. „Nichts hat sich seit Pinochet verändert, junge Leute ohne das nötige Kleingeld können ihr Studium nicht fortsetzen.“ In Chile wurden in den letzten 5 Monaten 36 Märsche organisiert, um die Regierung für ein besseres Bildungssystem zu sensibilisieren.
©Giacomo Rosso
Silvia und Raffaele , 31 und 27 Jahre: Studenten und Jobeinsteiger gleichzeitig. Sie tragen die « Anonymous » Maske, das Gesicht aus dem Film V wie Vendetta in Anlehnung an den Helden, der sich gegen ein totalitäres Regime einsetzt. „Die Maske repräsentiert auch die, die nicht an unsere Ideen glauben; all die Faulen, die Ignoranten, die vor den Konsequenzen der heutigen Politik auf unser aller Leben die Augen verschließen.“
©Marta Vinieri
Daniele Torretti , 24 Jahre. Daniele stammt ursprünglich aus dem süditalienischen Cassino [in der Nähe von Neapel], hat aber in Perugia studiert. Wir treffen ihn in der Nähe der Piazza San Giovanni, wo er vor den Rauchschwaden und Gewaltausbrüchen der römischen Demo flieht. Er ist enttäuscht und ein bisschen wütend: „Ich wollte nicht gegen die Politiker demonstrieren, sondern gegen ein Weltsystem, das es uns ermöglicht hat über unsere Mittel hinaus zu leben.“ Daniele will jetzt alles vergessen, die Schulden und den Gewaltausbruch in Rom: “Bloß weg hier!“, sagt er zu seiner Freundin. Aber wohin? „An irgendeinen fröhlichen Ort, wo man sich noch daran erinnert, dass das Leben schön ist.“
©Marta Vinieri
Maria Cristina , 43 Jahre: “Ich habe die Bewegung über die sozialen Netzwerke kennengelernt, vor allem über Facebook und die Piratenpartei, bei denen ich Mitglied bin.” Maria Cristina trägt mit Slogans bemalte Luftballons und die Anonymous-Maske. Auf ihrem T-Shirt steht: “Meine Mutter wäre die beste Wirtschaftsministerin”.
©Greta Gandini
„Wir stehen vor einem Wandel – das gilt es zu verstehen. Der erste Schritt: Wir müssen uns darüber bewusst werden, dass es nicht einfach sein wird. Diese Demonstrationen setzen eine unheimliche Energie frei, aber sie müssen auch Früchte im täglichen Leben tragen. Es ist nicht immer an allem der Politiker schuld. Mein ganz persönlicher Slogan: 'Die Logik der Unentgeldlichkeit ablegen und die Logik der Gegenseitigkeit in den Vordergrund stellen.' Die Prioritäten dabei sind Gesundheit und Umwelt.“
©Greta Gandini
Translated from 15 ottobre: oltre la violenza, l'indignazione
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