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300: Anstehen in Rom (mit verbotenem Sandwich)

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Story by

sara

Translation by:

Benjamin Wolf

GesellschaftLifestyle

300 Meter – so lang ist die Schlange auf dem Petersplatz im Vatikan durchschnittlich. Genauso viele Menschen warten auch im Schnitt darauf, in den Petersdom gelassen zu werden. Sich anzustellen ist ein zentraler Bestandteil des Urlaubers in Rom. Du wartest vor den Vatikanischen Museen, du wartest vor La Bocca della Veritá und du musst vor der Fontana die Trevi um einen Platz kämpfen, um die obligatorische Münze über die Schultern werfen zu können. Auch die serbische Fotografin Sara Stojkovic hat sich in Rom angestellt.

Diese Foto-Galerie ist Teil der cafebabel.com Reportagereihe Orient Express Reporter II, ein von der Europäischen Kommission und der Allianz Kulturstiftung finanziertes Projekt. Vielen Dank an das cafebabel.com Team in Rom.

Einer von tausend

Roms mildes Klima bringt mit sich, dass es für die ewige Stadt nicht wirklich eine Nebensaison gibt. Frühling und Herbst sind die besten Zeiten, wenn du die Massen vermeiden möchtest. Wenn du irgendeinen Römer fragst, wird er dir erklären, dass Sonntage vermieden werden sollten. So wie auch Montage, Samstage und Freitage…und auch Dienstage, Mittwoche und Donnerstage zwischen 10 und 16 Uhr. An jedem dieser Tage wirst du nämlich einer von 15.000 bis 80.000 Pilgern auf der gleichen Mission sein.

 (Foto: ©Sara Stojkovic für Orient Express Reporter II, Rom 2012)

Kampf

Steige an der U-Bahn-Station Ottaviano aus und erkämpfe dir deinen Weg zum Vatikan, immerzu mit „No, grazie“ alle Angebote abwimmelnd, bei denen du Reiseführer, Schirme und gefälschte Prada-, Gucci- und Luis Vuitton-Taschen erstehen könntest. Wirf einen Blick durch die Kolonnaden auf die Warteschlange vor dem Petersdom. Gehe auf den Platz. Hast du das Herz eines Touristen oder Pilgers, wirst du beim Anblick der weit um sich greifenden Kolonnaden und der eindrucksvollen Basilika Herzflattern bekommen. Sei furchtlos, wenn du die Schlange erblickst, die sich vom Eingang hinter den Mauern mit der Statue des Heiligen Petrus bis zu den Kolonnaden erstreckt, wo Sicherheitskontrollen und Röntgenmaschinen auf dich warten.

 (Foto: ©Sara Stojkovic für Orient Express Reporter II, Rom 2012)

Zickzack

Die gleiche Schlange schlängelt sich im Zickzack zwischen den Zäunen vor dem Brunnen von Carlo Maderno aus dem Jahr 1613 hindurch, unterhalb der Kolonnaden, weiter und weiter; du siehst die Reihe bis weit hinter die Behaglichkeit der Kolonnaden reichen und eine weitere Kurve um den Platz machen, um den Mittelpunkt, direkt vor dem Obelisken. Jetzt ist die Schlange länger als 300 Meter. Wenn heute Wochenende, Montag oder irgendein anderer Wochentag mit halbwegs gutem Wetter ist, stehen wahrscheinlich weitere 100 bis 200 Meter wartende Menschen vor dir.

 (Foto: ©Sara Stojkovic für Orient Express Reporter II, Rom 2012)

Obelisk

Nimm tapfer deinen Platz am Ende der Reihe ein. Sogleich wird der 4.000 Jahre alte, kolossale ägyptische Obelisk mitten auf dem Platz, vom berüchtigten Kaiser Caligula 37. v. Chr. nach Rom gebracht, deine Aufmerksamkeit fesseln. Danach erblickst du die Brunnen aus dem 17. Jahrhundert und die 140 Statuen, die den Platz von den Spitzen der Kolonnaden aus beaufsichtigen.

 (Foto: ©Sara Stojkovic für Orient Express Reporter II, Rom 2012)

Hepburn

Die Webseite der römischen Touristeninformation warnt: “So sehr du dir ausmalst, wie du die spanische Treppe auf High Heels hinunter stolzierst und damit die Eleganz von Audrey Hepburn in Ein Herz und eine Krone (A Roman Holiday) ausstrahlst – deine Füße werden dich für diesen Egotrip verfluchen.“

 (Foto: ©Sara Stojkovic für Orient Express Reporter II, Rom 2012)

Märtyrer

Nach einigen Besuchen in Rom habe ich einige Favoriten. Dazu zählen San Clemente mit seinen drei erstaunlich gut erhaltenen historischen Schichten oder das nicht so bekannte, etwas makabre Santo Stefano Rotondo, Heiligengrab eines mittelalterlichen Märtyrers.

 (Foto: ©Sara Stojkovic für Orient Express Reporter II, Rom 2012)

Abwarten

Matthias aus der Schweiz steht seit einer Stunde in der Schlange. Für mich waren es bis jetzt 30 Minuten.

 (Foto: ©Sara Stojkovic für Orient Express Reporter II, Rom 2012)

Verbotene Sandwiches

Im August wurde von der Stadt Rom eine Verordnung beschlossen, die den Verzehr von Snacks an öffentlichen Orten von kultureller oder historischer Bedeutung verbietet. Strafen reichen von 25 € bis 500 €. Bevor du allerdings dein Sandwich ganz abschreibst, denk daran, dass es eine Herausforderung sein wird, in der näheren Umgebung ein günstiges Menü zu finden.

 (Foto: ©Sara Stojkovic für Orient Express Reporter II, Rom 2012)

295 Euro oder 300 Meter

Nun ist möglicherweise der Zeitpunkt gekommen, an dem du, so nah am Ziel, des Wartens müde wirst und die unaufhörlichen Angebote von “Überspring-die-Schlange”-Tickets attraktiv zu wirken beginnen. Für schlappe 295 € kannst du einen privaten Reiseführer bekommen, auch vor und nach den offiziellen Öffnungszeiten. Oder aber du stellst dich dumm, marschierst einfach direkt zum Sicherheitscheck und nutzt einen Moment der Verwirrung, um über den Kopf irgendeiner armen Seele zu springen.

 (Foto: ©Sara Stojkovic für Orient Express Reporter II, Rom 2012)

Entspannen

Oder du entspannst dich, kostest den Moment (oder die Stunde) aus und genießt die römische Wartezeit.

 (Foto: ©Sara Stojkovic für Orient Express Reporter II, Rom 2012)

Diese Foto-Galerie ist Teil der cafebabel.com Reportagereihe Orient Express Reporter II, ein von der Europäischen Kommission und der Allianz Kulturstiftung finanziertes Projekt. Vielen Dank an das cafebabel.com Team in Rom.

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Translated from 300: queuing in Rome (with a banned sandwich – 10 images)