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2011: Bulgarisches Kino trotzt allen Hindernissen

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Translation by:

Christina Heuschen

Kultur

Das Nachwuchskino aus Bulgarien konnte 2011 einige Erfolge verbuchen. Aber Produktion und Vertrieb ähneln immer noch einem Hindernislauf.

Cannes 2011: zwei bulgarische Filme im Wettbewerb und ein Preis

Zum ersten Mal seit dem politischen Umsturz von 1990 ist das bulgarische Kino 2011 medienwirksam in Cannes vertreten: The Island von Kamen Kalew räumte im Wettbewerb der Quinzaine des Réalisateurs [unabhängige Kategorie der französischen Gesellschaft der Filmregisseure während der Filmfestspiele in Cannes], Avévon Konstantin Bojanov in der Semaine de la Critique [Kritikerwoche] ab. Der Film Love.net von Iliyan Djevelekov wurde im Rahmen des Marché du Film [Kategorie bei den Filmfestspielen in Cannes] gekürt. Der erste Kurzfilm der gebürtigen Bulgarin Doroteya Droumeva, Der Brief, gewann am 21. Mai 2011 den ersten Preis in der Kategorie Cinéfondation.

Der Streifen The Island, der zum Teil in Frankreich und Belgien gedreht wurde, könnte europäischer nicht sein: Der Regisseur (Kamen Kalev) ist Bulgare, die Hauptdarsteller sind französisch (Laëtitia Casta) und finnisch (Thure Lindhardt). Der Film zeigt ein Paar, das Urlaub auf einer kleinen bulgarischen Insel macht und sich von der restlichen Welt abkapselt.

Kamen Kalew, ein junger und äußerst beliebter Regisseur in Bulgarien, ist nicht das erste Mal in Cannes. Bereits 2009 wurde sein Film Eastern Plays bei der Quinzaine des Réalisateurs gezeigt. Der Film spiegelt die harte Realität zweier Brüder, die in den Vororten von Sofia leben, und ihre Faibles wider: Was für den Künstler Itso (Christo Christov) die Drogen sind, ist für den Bruder ein Hang zum Extremismus. Christo Christov spielte seine eigene Geschichte in Eastern Plays: Der drogenabhängige Schauspieler starb während der Dreharbeiten. Ovanes Torosyan, der den zweiten Bruder verkörpert, ist seinerseits aber fiktiv: Seine Figur soll die desillusionierte Jugend des Landes darstellen, die im aktuellen bulgarischen Kino immer wieder die Hauptrolle einnimmt. Vielleicht auch deshalb handelt es sich um den gleichen Darsteller wie in Avé, wo Torosyan neben Anjela Nedyalkova in einem Road-Movie durch Bulgarien saust.

Bulgarische Jugendsünden

Das Thema 'Jugend' flimmert 2011 über die bulgarischen Bildschirme und bildet den roten Faden sowohl in Avé als auch in Podslon ['Obdach'] von Dragomir Sholev, Ketsove [auf Englisch: 'Sneakers'] von Ivan Vladimirov und Valeri Yordanov, Lora ot sutrin do vecher ['Lora from morning till evening'] von Dimitar Kotsev und Tilt der Chouchkov-Brüder.

Tilt spielt in der Zeit vor dem Umbruch 1990. Der Film erzählt die Geschichte des Paares Stash (Yavor Baharov) und Becky (Radina Kardjilova), Mitglieder einer Clique, die davon träumt eine Bar zu eröffnen. Durch die tragischen Ereignisse, die die politischen Veränderungen in Europa mit sich bringen, wird das enge Band der beiden zerrissen. Unter sehr harten Lebensbedingungen wird ihre junge Liebe nun auf den Prüfstand gestellt.

Auch in Love.net geht es, wie der Name bereits andeutet, um Irrungen und Wirrungen verliebter Menschen - diesmal aber im Netz. In der virtuellen Welt kreuzen sich die Schicksale: Wer ist wer? Was ist wahr? Was ist eigentlich Realität? 

Neben der jungen Generation, die sich als Protagonistin herausgestellt hat, durchzieht das bulgarische Kino etwas Metaphysisches. Es ist ein Kino, das sich immer häufiger mit seiner jüngsten Vergangenheit auseinandersetzt: So beispielsweis in Tilt oder Stypki v pyasyka [Footsteps in the sand auf Englisch] von Ivaylo Hristov, einer Tragikomödie mit Ivan Barnev über den Regimewechsel in Bulgarien.

Produktion und Vertrieb: kein Kinderspiel

All diese Streifen flimmerten 2011 über die Leinwände in Sofia. Trotz dieser filmischen Vielfalt, sollte der Zuschauer aber nicht vergessen, dass das bulgarische Kino immense finanzielle Schwierigkeiten hat. Das nationale bulgarische Filmzentrum konnte 2011 lediglich sieben Filme produzieren. 2010 waren es noch 28 in allen Genres.

Man kann nur hoffen, dass das bulgarische Kino in Zukunft unter anderem in europäischen Koproduktionen mitwirken kann, wie es für Eastern Plays und The Island der Fall war. Beide Filme wurden mit Schweden koproduziert. Svetat e golyam i spasenie debne otvsyakade [The World is big and salvation lurks around the corner auf Englisch] von Regisseur Stefan Komandarev, der Stammgast auf den internationalen Filmfestivals ist, wurde zusammen mit Slowenien, Deutschland und Ungarn produziert. Am 22. September dieses Jahres unterschrieben der französische Kultusminister Frédéric Mitterand und sein bulgarischer Kollege Vejdi Rachidov eine neue Vereinbarung über französisch-bulgarischen Film-Koproduktionen, über die zukünftig zumindest ein Teil der Produktionskosten sichergestellt werden sollen.

Das andere Problem für bulgarische Nachwuchsproduzenten? Es gibt kaum Vertriebskanäle: In Sofia selbst gibt es nur drei Säle, in denen europäische (und demzufolge bulgarische) Produktionen laufen. Außerhalb der bulgarischen Hauptstadt machen sich Autorenkinos eher rar. Der neue bulgarische Film hat also einen wirklichen Hindernisparcours zu absolvieren, bevor er seine filmischen Fragestellungen zu Vergangenheit und Gegenwart an den Mann bringen kann.

Illustrationen: Homepage ©http://www.themovielove.net; Video (cc)YouTube

Translated from 2011 : le cinéma bulgare a la banane !