Participate Translate Blank profile picture
Image for 20 Jahre Zusammenbruch der UdSSR: Perestroika in Paris

20 Jahre Zusammenbruch der UdSSR: Perestroika in Paris

Published on

Translation by:

Default profile picture Textwolff

Jean-Robert Raviot ist unzufrieden: „Unisono erinnern die Medien an den zwanzigsten Jahrestag des Mauerfalls in Berlin, doch niemand erwähnt das Ende der Sowjetunion vor 20 Jahren“. Der Kurator der Ausstellung "URSS fin de partie" [„UdSSR: Endspiel“] lässt uns daher anhand von Bildern jene Epoche nacherleben, die das Auseinanderbrechen des Ostblocks markiert: die Perestroika-Jahre von 1985-1991. Zwischen Nachhilfestunde und nie Gesehenem nutzt die Ausstellung, die zwischen dem 2. Dezember 2011 und dem 26. Februar 2012 im Pariser Museum für Zeitgeschichte (Musée d’Histoire contemporaine) stattfindet, 3 starke Achsen: informelle Presse (Samisdat), politische Plakate und Fotografie. Die Originalität beruht auf dem Blickwinkel, unter dem die Ereignisse betrachtet werden, der „einen Blick auf sie verschafft“ wie ihn die Sowjetbürger hatten. Und alles ist geplant, wie der rote Gang, dem der Rundgang folgt und an dessen Ende sich ein Porträt von Michail Gorbatschow befindet: Eine Kopie, die dem Bild in der Parteizentrale der KPdSU jener Epoche entspricht. Eine Auswahl.

Die Bilder der Ausstellung wurden von der BDIC (bibliothèque de documentation internationale contemporaine), vom Museum für politische Geschichte in St. Petersburg, der Staatlich Öffentlich Historischen Bibliothek in Moskau und dem Verein Memorial zur Verfügung gestellt.

Presse und Druck

Die Titelseite der Wochenzeitung Ogoniok, einst Russlands erste Illustrierte, zeigt den kritischen Tonfall, den die Presse während der Perestroika annahm. Im November 1991 ist der Umschlagtitel „Im Namen der Revolution“ Kennzeichen eines befreiten Journalismus, der dem Gängelband der Macht entronnen ist. Als Beleg hierfür dient ein Originalfoto.   (©Sammlung BDIC. Alle Rechte vorbehalten.)

Glasnost

Das Plakat von G. Belozerow (1988) lenkt den Blick auf einen Begriff, der meist als Offenheit übersetzt wird, wörtlich jedoch Öffentlichkeit (im Sinne „öffentliche Debatten“) bedeutet. Oben: Titelkopf der Prawda (Organ des Zentralkomitees der KPdSU), auf dem Bleistift: 'Glasnost'.   (Sammlung BDIC Foto © G. Belozerow)

Unabhängigkeit an der Kette

Menschenkette von Kiew nach Lemberg (westliche Ukraine) zum Gedenken an die Vereinigung zu einer unabhängigen Republik Ukraine im Jahr 1919.  (Foto © Ukrinform)

Schere, Stein, Papier: „Adieu Zensur?“

Das Titelbild der Zeitschrift Ogonjok („Kleine Flamme“) von Heft Nr. 51 im Dezember 1989 illustriert eine Phase der Entspannung, in der die Zensur erst gelockert und dann am 12. Juni 1990 offiziell aufgehoben wurde.   (©Sammlung BDIC. Alle Rechte vorbehalten)

Ökologischer Pakt

„Ökologische Wahrheit für alle!“ (Text auf Ukrainisch). Plakat von V. Chostia und Z. Krawteschenko. Mit der Glasnost ist ein beträchtliches Maß an Redefreiheit gewonnen, was den öffentlichen Raum von Grund auf verändert; die einst gefesselten Grafiker haben nun freie Hand, insbesondere die Verlage PLAKAT und AGIT-PLAKAT.   (Plakat ©V. Chostia)

Die Informatik kam nicht automatisch

„Muss man immer so weiterarbeiten wie früher? Seien wir mutig genug für Innovationen!“ Im Jahr 1990 ist die Mikroelektronik an den kleinen Revolutionen des Alltags beteiligt. Eine Phase, in der mehr und mehr russische Haushalte sich den Luxus eines eigenen Autos leisten, deren Anzahl sich während der Perestroika verzehnfacht. Hier ersetzt ein PC einen Hammer, der die russische Industrie schlechthin symbolisierte.   (Foto ©G. Kamenschik, G. Tscherniawski)

'Informelle' Presse

„Der Dissident“ belegt beispielhaft den Wandel der Presse in der UdSSR, die hier aktiv wird und einen neuen Ton anschlägt. Inoffiziell tritt auch eine neue Art des Journalismus in Erscheinung. Unabhängig, frei und gratis, erweist sich diese als „informell“ bezeichnete Presse auch in ihrer handwerklichen Form als Erbe des Samisdat, jener in den 1960er Jahren im Verborgenen erzeugten und verbreiteten Schriften.   (Foto: Sammlung BDIC)

Ein neues Gesicht

Michail Gorbatschow übernimmt 1985 die Macht, die er für sechs Jahre behält. Sein Gesicht ist seither das Sinnbild der Perestroika, deren erstes Ziel die Modernisierung der UdSSR war, vor allem die Entwicklung industrieller Technologien und der Kampf gegen die wirtschaftliche Stagnation. Hier sieht man ihn auf der Tribüne des Lenin-Mausoleums in Moskau bei der Parade der Arbeiter am 1. Mai über den Roten Platz.   (Foto V. Musaelijan, 1988, Sammlung BDIC, Fonds France-URSS ©Tass)

Miss Moskau

Misswahl in Moskau im Jahr 1988   (Sammlung BDIC, Fonds France-URSS ©Tass)

Elementarereignis Tod

Beisetzung von Andrei Sacharow, Moskau, 18. Dezember 1989. Als der Kernphysiker, Inkarnation des freien Geistes von Glanost, mit 78 Jahren starb, hinterließ er die Erinnerung an den langjährigen Kampf um Menschenrechte in der UdSSR, den Friedensnobelpreis des Jahres 1975 und … die Wasserstoffbombe.   (Foto Wologodskij, 1989, Sammlung Memorial ©Memorial)

Hunger nach einem eigenen Staat

Vom 2. bis zum 17. Oktober 1990 versammelten sich 3000 Studenten zum Hungerstreik auf dem Kiewer „Platz der Oktoberrevolution“, der nach der Unabhängigkeit der Ukraine 1991 zum „Platz der Unabhängigkeit“ (auf Ukrainisch: „Majdan Nesaleschnosti“) wurde.   (Foto V. Repik und V. Samochotski, 1990, Sammlung Ukrinform ©Ukrinform)

Jugend, erhebe dich!

Die Glasnost ermöglicht dem Fernsehen mehr Offenheit. Folglich gibt es als Reformmaßnahmen Reportagen, Sendungen zu aktuellen Fragen, Umfragen, Diskussionen… wie hier bei der Sendung „12. Etage“ mit einem Mehrgenerationengespräch über die Rolle der Jugend in der Gesellschaft, womit vor allem die männliche Jugend gemeint ist.   (Foto: I. Zotine, 1988, Sammlung BDIC, Fonds France-URSS ©Tass)

Was sagt die Straße?

Die erfolgreiche Sendung „Öffentliche Meinung“ widmet sich an jenem Tag dem sowjetischen Bildungssystem. Sehr kritisch äußern sich hier die Bürger vor den Journalisten. Diese Sendung bot als Erste in der UdSSR Passanten die Möglichkeit, sich ohne vorherige Zensur zu äußern.   (Foto: Juri Belinski, 1987, Sammlung BDIC, Fonds France-URSS ©Tass)

Sich die Zukunft ausmalen

„Wer die Vergangenheit vergisst, riskiert Zeuge ihrer Wiederholung zu werden.“   (Plakat von A. Faldine, 1990, Leningrad, Sovetskiï pisatel, Sammlung BDIC © A. Faldine)

Gestatten: Demokratie!

Die 19. Parteikonferenz der KPdSU im Juni 1988 erlaubt, die Abgeordneten für den neuen Kongress im Mai 1989 per Wahl zu bestimmen. Erstmalig gestattet das politische System in der UdSSR damit die Wahl von Parlamentariern, die nicht vorab bestimmt worden waren.   (Foto: Y. Lizounow und A. Tschumitscheff, Moskau, 1988. Sammlung BDIC, Fonds France-URSS ©Tass)

Story by

Matthieu Amaré

Je viens du sud de la France. J'aime les traditions. Mon père a été traumatisé par Séville 82 contre les Allemands au foot. J'ai du mal avec les Anglais au rugby. J'adore le jambon-beurre. Je n'ai jamais fait Erasmus. Autant vous dire que c'était mal barré. Et pourtant, je suis rédacteur en chef du meilleur magazine sur l'Europe du monde.

Translated from URSS fin de partie : les années Perestroïka en images