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Revolverheld in Paris: Rotwein auf der Bühne

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Kultur

Bonsoir Paris - Die Hamburger Band Revolverheld machte ihren ersten Abstecher zu Mona Lisa und spielte am 29. Januar in einer vollen Cigale vor (mehr) deutsch- und (weniger) französischem Publikum. Schön war es trotzdem.

"Bonsoir Paris, on a appris français à l'école. Mais on a fini école en 1998" (Guten Abend Paris! Wir haben Französisch in der Schule gelernt. Aber aus der Schule sind wir seit 1999 raus"), begrüßen Revolverheld das Publikum an diesem Abend in Paris. Einst ist klar: Viele französische Einlagen wird es vielleicht heute nicht geben. Aber der steht sowieso ganz im Zeichen der deutsch-französischen Freundschaft. 

2002 gründete sich Revolverheld in Hamburg. Die vierköpfige Band aus Johannes, Jakob, Niels und Kristoffer trat unter anderem als Vorgruppe der deutschen Rock-Pop-Gruppe Silbermond auf und erlebte 2005 mit dem Song "Die Welt steht still" ihren Durchbruch. Seitdem ist sie aus der deutschen Musiklandschaft nicht mehr wegzudenken. Nun also sind sie auch in Paris und tun es damit Silbermond gleich, die bereits 2013 hier einen Auftritt hingelegt haben. 

Französische Gehversuche: Revolverhelds Begrüßung beim Konzert in Paris

Gekommen sind sie aber nicht wegen ihrer französischen Fans, sondern auf Einladung des Deutsch-Französischen Jugendwerks (DFJW). Revolverheld treten in La Cigale, einem Kabaratt aus dem 19. Jahrhundert am Montmarte auf, das zwischenzeitlich als Kino für Erwachsenenfilme diente.

Hier sieht es so gar nicht nach Konzert aus. Der Raum ist mit samtroten Kinosesseln gesäumt, Balkons wie im Opernhaus ermöglichen einen Blick von oben auf die Bühne, und die Decke sowie die Bauten sind mit Stuck dekoriert. Nur direkt vor der Bühne ist eine Freifläche. Und die bebt ordentlich nach, wenn das Publikum darauf in Stimmung kommt. Das tut es an diesem Abend.

Nach vier einstimmenden Songs legt Revolverheld "Das kann uns keiner nehmen" vor und das Publikum singt das erste Mal mit. Erstaunlicherweise. Revolverheld will deshalb wissen, wer alles aus Deutschland kommt. Etwa zwei Drittel des Publikums heben die Arme. Expats, Studis, Praktikanten_innen und auch Reisende. Frontmann Johannes scherzt daraufhin "Sechsmal so viele Menschen wie in meinem Heimatdorf".

Die Franzosen sind an diesem Abend ein paar weniger, obwohl das DFJW viele Freikarten verteilt hatte - zum Beispiel an Schüler_innen, die Deutsch lernen. Aber kein Wunder. Denn Revolverheld hat es, wie die meisten deutschen Bands, nicht in die französischen Charts geschafft und ist den Menschen hierzulande deshalb kein Begriff.

Freunde bleiben

"Das ist ja eigentlich auch immer das Spannende, wenn man deutschsprachig in anderen Ländern spielt: Dass man dann auch merkt, dass Musik nicht nur über die Texte funktioniert, sondern dann einfach Energie von der Bühne zum Publikum übergeht und die vieleicht gar nicht in Worte zu fassen ist. Und das ist der Moment, wo die Magie beginnt", sagt Niels (Gitarre und Gesang).

Er und seine Bandmitglieder hingegen können mit französischer Musik schon einiges anfangen. Schlagzeuger Jakob outet sich als Fan der französischen Formationen Daftpunk und Justice: "Das hat mich auf jeden Fall geprägt." Und Frontmann Johannes wurde durch seinen Vater an französische Musik herangeführt. Dieser war Französischlehrer und liebt Chansons.  "Brassens und Maxime Le Forestier - damit bin ich quasi erst einmal unfreiwillig aufgewachsen, weil das die ganze Zeit auf dem Plattenspieler lief. Und dann hat er die Songs auch noch hoch und runter gespielt", sagt Johannes und trinkt ganz stilsicher - wie ein Chansonnier - einen Rotwein statt Bier auf der Bühne. Das Publikum goutiert dies mit einem Applaus.

Nicht ganz so stilsicher verabschiedet sich Revolverheld nach 90 Minuten inklusive einer Zugabe mit dem Song "Freunde bleiben". In diesem geht es um das Ende einer Liebe und dass man darauf pfeife, Freunde zu bleiben. Damit hat die Band nicht ganz den Ton getroffen, den man sich vielleicht für einen Abend ganz im Zeichen der deutsch-französischen Freundschaft gewünscht hätte. Aber schön war es trotzdem  - findet auch das Publikum.