Participate Translate Blank profile picture

„Wir brauchen Medien, die Europa thematisieren“

Published on

Strassburg

Babel Strasbourg, 14.

August 2008

Von kerstin Acker

Übersetzung : Svenja Wittpoth

IMG_2655.JPGAnka Wessang ist Leiterin des Club de la Presse de Strasbourg (Straßburger Presseclub) und hat sich bereit erklärt, uns darzulegen, was diesen Club ausmacht. Die Vereinigung, die 1978 gegründet wurde und deren Vorsitz heute Vladimir Wasak (Journalist bei ARTE) inne hat, organisiert Debatten sowie diverse Versammlungen und Veranstaltungen. Außerdem zählt sie zu den Instanzen, die das öffentliche Leben im Elsass bestimmen. Der Straßburger Presseclub spricht im Übrigen auch Themen an, die in anderen Medien wahrscheinlich nicht behandelt werden.

Wie wurde der Presseclub in Straßburg gegründet ?

Der Presseclub ist vor 30 Jahren aus dem Wunsch von Journalisten entstanden, eine berufsübergreifende Vereinigung gründen zu wollen, um gemeinsame Treffen zu ermöglichen. Nach und nach hat sich der Presseclub entwickelt und hat auch andere Akteure des öffentlichen Lebens in Straßburg einbezogen, sowohl Unternehmen als auch Vereinigungen. So können wir heute insgesamt 650 Mitglieder zählen. Das erlaubt viele Arten von berufsübergreifenden Begegnungen: Journalisten haben die Möglichkeit in alle Bereiche Kontakte zu knüpfen und umgekehrt. Auch wenn der Club heute verschiedenen Berufen offen steht, wird er weiterhin von Journalisten geleitet.

Was ist heute die Mission des Straßburger Presseclubs ?

Der Presseclub vereinigt Straßburger in aktuellen Themen: Wir organisieren Debatten und Konferenzen, wir beeinflussen das öffentliche Leben, indem wir versuchen Menschen auf Themen aufmerksam zu machen, die ansonsten nicht unbedingt in den Medien behandelt werden. Unsere Absicht ist es auch, uns mit dem Beruf des Journalisten zu befassen, unter anderem durch die Organisation von Debatten, die Leuten erlauben, sich bei dieser Gelegenheit zu äußern.

Welche Verbindung gibt es zu Reporters sans frontières (Reporter ohne Grenzen) ?

Wir sind seit mehreren Jahren die logistische Schaltstelle von Reporters sans frontières. Wir ermöglichen unseren journalistischen Partnern, mit einem Ort, einem Netz, einer postalischen Adresse und ganz allgemein mit jeder logistischen Unterstützung rechnen zu können, die der Club bereitstellen kann. Wir unterhalten außerdem gute Beziehungen mit ihnen und unterstützen sie zur Zeit in ihrer Olympia-Initiative. Wir werden diesbezüglich sehr bald Werbeplakate an der Fassade des Presseclubs aufhängen und wir versuchen an möglichst vielen Initiativen teilzunehmen.

Der Presseclub in Straßburg gehört zur Vereinigung europäischer Presseclubs. Welche Vorteile ergeben sich dadurch für ihre Europaarbeit ?

logo_cp.gifEs geht vor allem darum, Kontakte und Mittler in anderen europäischen Ländern, und somit Reaktionen ausländischer Journalisten über Themen mit europäischem Inhalt oder zu europäischen Problemstellungen, zu gewinnen. Mit anderen Worten, es geht darum, nicht ausschließlich den Standpunkt eines französischen Journalisten zu haben. Wir haben im Straßburger Presseclub das Glück mit sehr „europäischen“ Mitgliedern rechnen zu können: Unter den 150 journalistischen Mitgliedern sind ein gutes Drittel in Frankreich lebende Ausländer (Deutsche, Engländer, Spanier, Italiener, Türken,…). Das ist eine unglaubliche Bereicherung. Des weiteren sehen wir bei unseren Mitgliedern ein große Bereitschaft, die in Straßburg ansässigen Institutionen (Europaparlament, Europarat etc.) kennen zu lernen, und darüber hinaus ein reges Interesse an europäischen Themen, da sie hier damit täglich konfrontiert werden. Wir haben zusätzlich das Glück, Medien heranziehen zu können (DNA und l’Alsace), in denen Europa einen festen Platz hat.

Bringt es eine besondere Verantwortung mit sich, wenn man Presseclub der europäischen Hauptstadt ist ?

Wir haben vielleicht keine bestimmte Verantwortung im direkten Sinn, da wir eine Vereinigung sind: Man tritt uns bei oder nicht. Ich denke nicht, dass wir generell eine Mission gegenüber der Gesellschaft zu erfüllen haben. Dagegen stimmt es schon, dass wir in Straßburg mehr an europäischen Themen interessiert sind, sei es auch nur durch die Nähe zu den europäischen Institutionen. In anderen französischen Städten ist Europa nicht nur weniger stark präsentiert, sondern oft genug interessieren sich die Bürger erst gar nicht dafür. Sie besuchen nicht unbedingt die europäischen Institutionen, während wir alles vor Ort haben. Als Journalist ergeben sich zahlreiche Möglichkeiten und wir versuchen diese voll auszukosten und die Straßburger Bevölkerung teilhaben zu lassen. Wir brauchen Medien, die europäische Themen behandeln.