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DJ-Kollektiv C.O.W. 牛: Pixel -Kunst zwischen Yin und Yang 

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Default profile picture Danny S.

Translation by:

Maren Dethlefsen

CreativeBerlin

Verpixelte Kühe, Gameboys und jede Menge nostalgische Erinnerungsstücke: Das ist es, was

C.O.W. 牛 ausmacht. Das deutsch-chinesische DJ-Kollektiv gibt sich mysteriös und tritt nur in Form von virtuellen Charakteren in Erscheinung. Wir haben es trotzdem geschafft, einen der vier Produzenten IRL zum Interview zu treffen.

Wirklich jeder steht auf ein anständiges Mysterie-Projekt. Ganz besonders, wenn die Songs dieses Projekts uns auf die Leute hinter den Masken neugierig machen. Ähnlich wie Daft Punk und die Gorillaz verstecken sich die Mitglieder von C.O.W. 牛 hinter ungewöhnlichen Persönlichkeiten. In diesem Fall handelt es sich jedoch um verpixelte Figuren: Sie erinnern an eine Zeit, als das Spielen von Videospiel-Klassikern wie Tetris oder Pokémon Red uns dazu zwang, unsere Fantasie etwas mehr zu nutzen, als es die heutigen Computerspiele tun. Als eines der neuesten Mysterie-Projekte schafften C.O.W.  es in die Europäischen Hitlisten und beflügeln mit ihrer gerade erst erschienenen zweiten EP $hanghai Mone¥ weiter die Fantasie ihrer Hörerschaft.

Das erste Mal hörte ich von C.O.W. 牛, als ich einen Freund in Wien besuchte. Er zeigte mir ihre Website cowcowcowcow.com - eine interaktive Seite, die vollständig aus 8-Bit-Kühen und einem Link zu ihrer ersten EP bestand. Eine Mischung aus Trap-Musik, Auto-Tune, Gesang und elektronischer Musik, perfekt für jede Dance-Party. Doch erst als ich wieder zu Hause in München war und die Gruppe dort im Bayerischen Rundfunk im Radio lief, realisierte ich: Dieses Mysterie-Projekt ist keine kleine Nummer!

Offiziell ist über das Projekt nur bekannt, dass es sich um eine Kollaboration von Musikern aus China und Deutschland handelt und dass sie, wenn sie nicht gerade Musik machen, mit Memes auf Instagram oder Facebook herumalbern. Wir fanden während des Agratamagatha-Festivals im Juli heraus, dass sie an einer neuen EP arbeiteten und das Filmen eines neuen Musikvideos in Planung war.

Wir wurden zu einem der Video-Sets eingeladen - ein großes Bett, umgeben von pinken Wänden, Plüschtieren und Süßigkeiten. Dort schafften wir es, mit einem der Projekt-Mitglieder zu sprechen und uns einen Einblick über die Anfänge, interdimensionale Portale und euklidische Geometrie zu verschaffen.

Cafébabel: Ihr seid zu viert in der Band. Wie habt ihr euch kennengelernt und wie ist C.O.W. zustande gekommen?

C.O.W. : Tatsächlich besteht die Gruppe aus einem einzigen Mitglied, aber wir sind die Summe aus vier gleichen Teilen. Es gibt keinerlei Grenzen zwischen uns. Man kann sagen, wir sind zu viert, aber andererseits sind wir auch einhundert, genauso wie sich das Universum zusammensetzt. Es gibt dort jede Menge Zeitachsen und Parallel-Universen, in nur einer einzigen Masse. So, wie es die Zen-Buddhisten sagen: Alles ist das Eine und das Eine ist Alles.

Cafébabel: Okay, also wie habt ihr vier, oder eure vielen interdimensionalen Wesen, euch kennengelernt?

C.O.W. : Also gut, das ist vielleicht wie die Geschichte vom Urknall. Der menschliche Verstand ist sozusagen einfach noch nicht weit genug entwickelt, um begreifen zu können, wie das Universum so ganz plötzlich aus einem Punkt heraus in Erscheinung tritt, verstehst du? Das ist also dasselbe Problem für mich, wenn es darum geht zu beschreiben, wie C.O.W. 牛 sich kennengelernt haben.

Cafébabel: Du hast die Zen-Buddhisten erwähnt. Spielt Buddhismus eine  große Rolle in deinem Leben? Und wenn ja, wie verhalten sich Buddhismus und Musikmachen zueinander? Hilft er dir dabei, Musik zu machen?

C.O.W. 牛: Ja, er ist ein großer Teil meines Lebens, aber mein Leben ist ebenso ein großer Teil des Zen-Buddhismus. Musik zu machen ist wie atmen. Es ist nicht nur so, dass man Musik mit einer Absicht macht. Man macht sie, weil man am Leben ist und atmet.

Cafébabel: Was kannst du mir über eure Pixel-Kunst-Ästhetik erzählen und darüber, wie sie mit eurem Musik-Stil harmoniert?

C.O.W. : Die Evolution des Gameboys ist ein großer Teil meines Seins. Die Ästhetik und besonders die Anfänge des Gameboys. Tetris und Super Mario. Diese Dinge sind wirklich wichtig für mich, da ich von dieser Art Welt schon immer fasziniert war. Kunst und Ästhetik können für sich selbst stehen, aber für mich ist das Zusammenspiel mit dem Beobachter viel interessanter. Und das ist es, was Pixel-Kunst besonders macht; sie benötigt die Vorstellungskraft des Beobachters, um Sinn zu ergeben, weil in der Kunst selbst viel weniger Information steckt.

Cafébabel: Du hast eure zweite EP $hanghai Mone¥ gerade hier am Set gespielt. Kannst du mir etwas mehr darüber erzählen, wie die Produktion ablief?

C.O.W. : Zum Prozess gehörte Meditation und das Beobachten unseres Verstandes, während dieser Dinge tut. Wir haben einfach unsere Gedanken beobachtet, ohne sie dabei zu ernst zu nehmen - wir haben ihnen einfach zugeschaut und dann Notizen gemacht. Und so ist $hanghai Mone¥  entstanden. Wir haben einfach unserem Verstand dabei zugesehen, wie er Blödsinn produziert, haben dann das "Blöd" vom "Sinn" getrennt und hatten ein paar Inhalte für C.O.W. 牛.

Cafébabel: Euer zweites Musikvideo erscheint gleichzeitig mit $hanghai Mone¥. Das Video scheint eine Geschichte zu erzählen, genauso wie das erste Musikvideo für den Song White von der ersten EP. Wie hängen die Geschichten zusammen und was für eine Geschichte wollt ihr erzählen? 

C.O.W. : Die größte Komponente unserer Videos ist Kid the Color, der Regisseur beider Videos. Kid the Color ist eigentlich eine Gruppe von Leuten und einer von ihnen ist der Regisseur unseres Videos. Es ist eine Art Kollektiv, das auf Musikvideos spezialisiert ist. Kid the Color war der Regisseur und C.O.W. 牛 der Kreativproduzent.

Ich denke, die wirkliche Frage ist, was die Sichtweise des Regisseurs hinter der Aussage des Videos ist. Das ist allerdings eine schwierige Frage, denn sein Verstand ist ziemlich kryptisch. Aber ich liebe die Symmetrie seines Verstandes und dass es wirklich nicht einfach ist, die Botschaft nachzuvollziehen oder in Worte zu fassen.

Aber meines Erachtens geht es es in der Geschichte um Gier. Auf der einen Seite geht es darum, etwas zu besitzten, das jemand anderes nicht hat. Andererseits geht es darum, verzweifelt etwas zu wollen, es aber nicht haben zu können. Und diese beiden Kräfte kommen in dem Musikvideo zusammen. Genauso wie diese beiden Kräfte im Universum zusammen kommen. Da ist Alles und Nichts. Yin und Yang.

Cafébabel: Du sagst, der Regisseur hat einen ziemlich kryptischen Verstand und dass er der Architekt hinter diesen Videos war. Hat C.O.W. 牛 irgendeinen wesentlichen Beitrag zur Produktion der Videos geleistet?

C.O.W. : Ja natürlich, weil die Musik aus unserer Musik heraus entstanden ist. Unsere Musik war die Saat, der Regisseur die Erde und das Geld das Wasser. Die Tatsache, dass wir dieses Musikvideo in Shanghai produziert haben, war ebenso ein großer Einfluss.

Cafébabel: Aber wir sind doch hier und jetzt am Set und wir führen unser Interview in München. Was meinst du damit, wenn du sagst, dass das Video in Shanghai produziert wurde?

C.O.W. : Das ist die andere Sache mit dem Verstand. Es gibt so viele Möglickeiten. Wie es beispielsweise Portale gibt, weißt du? Kennst du das Konzept eines Portals? Das Problem ist, dass Menschen in Bezug auf euklidische Geometrie denken, verstehst du?

Zum Beispiel kann man zwei Punkte oder Positionen haben, und die kürzeste Verbindung ist eine gerade Linie. Aber so funktioniert das Universum nicht. Man muss nicht der Geraden folgen, man muss einfach dem Herzen folgen und den Raum so biegen, dass die zwei Punkte, die zwei Positionen, zu einer werden.

Du denkst, du bist in München, aber eigentlich bist du in Shanghai.

Cafébabel: Ich habe mitbekommen, dass ihr neulich von dem Label Compost Records unter Vertrag genommen wurdet, einem der international anerkanntesten Label für Lounge, Downbeat und Trip-Hop. Wie kamt ihr zusammen und wie läuft die Zusammenarbeit?

C.O.W. : Also weißt du, die Analogie die ich gerade gemacht habe, über den Regisseur als Erdboden , C.O.W. als Saat und Geld als Wasser? Nun, die Frage ist ziemlich passend, weil wir für all die Dinge, die wir machen, anständigen Dünger brauchen. Das ist sehr wichtig. Und wo bekommt man Dünger her? Vom Kompost (lacht).

Cafébabel: Wie habt ihr Compost Records gefunden und wie habt ihr den Vertrag abgeschlossen?

C.O.W. : Der chinesische Markt ist wirklich konzentriert. Wir haben diese riesige Pop-Produktions-Maschinerie, aber alles gehört dem Staat: die Labels und der ganze Kram. Was eher langweilig ist. Und wir hatten unseren Erfolg in China, aber wir wollten uns weiterentwickeln und anfangen, Arbeit zu produzieren, die auf andere Weise kreativ ist. Also hat der chinesische Teil von uns sich mit dem deutschen Teil zur Kollaboration zusammengetan.

Wir haben versucht herauszubekommen, wer unser Partner in Deutschland sein würde und sind auf Compost Records gestoßen, weil sie ein großes Indie-Label sind; sie sind großartig, weil sie im Grunde nur die Ideen ihrer Künstler verstärken. Sie waren der perfekte Partner für uns, weil wir machen konnten, was wir sowieso schon gemacht haben, aber mit Zugang zu einem neuen Netzwerk und zu jemandem, der dem Ganzen Auftrieb gibt

Cafébabel: Was sind eure Ziele für die Zukunft? 

C.O.W. : Das Gute ist, dass wir meiner Meinung nach so weit schon erreicht haben, was wir erreichen wollten. Alles, was jetzt noch passiert, ist ein Bonus. Aber es besteht die Möglichkeit, dass wir nächstes Mal an einem ganzen Album arbeiten.

Cafébabel: Was waren einige eurer größten Einflüsse?

C.O.W. : Der Gameboy, natürlich eine Kuh und Kanye West.

Cafébabel: Da wir schon von Kühen sprechen - warum eine Kuh?

C.O.W. : Warum nicht?

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Translated from C.O.W. 牛: A pixelated patchwork of DJs coming to Europe