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Playlist: Fuck you Frontex

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Katha Kloss

Kultur

'Sind das die Grenzen eines selbstbewussten und hilfsbereiten Kontinents?' Das fragten die Macher der Kunstaktion 'Europäischer Mauerfall'. Nur wenige Monate später sind wieder tausende Menschen an Europas Außengrenzen gestorben. Zum halbherzigen 10-Punkte-Plan der EU passt diese Woche nur wütend-bellender Rock und Reggae für die, die's geschafft haben. Unsere politische Playlist der Woche.

Embrace: "Refugees" (2014)

Der im Januar 2014 veröffentlichte Song der englischen Alternative Rockband Embrace ist ein poetischer Versuch, den Fluchtweg aus der Perspektive eines Migranten darzustellen. Das Song-Motto geht auf niemanden anderen als Picasso zurück: "Politiker lügen, um die Wahrheit zu verdecken. Künstler erzählen Lügen, die uns die Wahrheit begreifen lehren", heißt es in 'Refugees'.

Tocotronic: "Fuck you Frontex"

"Politik und Ästhetik" gehören für den Frontmann der deutschen Band Tocotronic, Dirk von Lowtzow, untrennbar zusammen. Auch wenn 'Fuck you Frontex' - ein ziemlich direkter Appell an die Arbeit der europäischen Grenzschutzagentur - bereits im Januar 2014 gepostet wurde, ist er nach den Dramen im Mittelmeer der letzten Wochen aktueller denn je. Tante Pop empfiehlt: "Beim nächsten Gedenkakt im Bundestag anstatt Wolf Biermann bitte Dirk von Lowtzow engagieren."

Manu Chao: "Clandestino"

"Perdido en el corazon - De la grande Babylon" - das können sogar spanische Sprachbanausen (wie ich) mitsingen. Über unglaubliche 15 Jahre ist es her, dass der Franzose Manu Chao sein erstes Soloalbum Clandestino mit dem gleichnamigen Title Track veröffentlichte. "Mein Leben habe ich zwischen Ceuta und Gibraltar gelassen. Ich bin ein Rochen im Meer. Ein Gespenst in der Stadt. Mein Leben ist verboten, sagen die Behörden."

Zweierpasch: "Immigré"

"Erst 400 libysche Flüchtlinge, die ertrinken, dann 15 Nigerianer und Ghanaer, die aus Glaubensgründen über Bord geworfen werden. Was ist los, Welt?", fragen Till und Felix der deutsch-französischen Hip Hop-Band Zweierpasch auf ihrer Facebook-Seite. Ihr Song "Immigré" (Einwanderer), den sie 2013 zusammen mit dem mauretanischen Rapper Ziza aufgenommen haben, ist 2015 aktueller denn je.

Chambao: "Papeles mojados"

Der Bandname ist eine Referenz an sehr einfache, nur aus Holzstöckern bestehende andalusische Hütten, in denen gern gechillt wird. Die Band, die Flamenco und Postmoderne mixt, startete 2003 mit ihrem ersten Album in der spanischen Stadt Malaga durch. Der Song "Papeles mojados" (Nasse Papiere) des Albums Con otro aire (2007) erzählt von Migrantenwegen, auf denen man sein Leben riskiert: "Viele von ihnen kommen nicht an. Ihre Träume gehen unter. Nasse Papiere, Papiere ohne Besitzer."

Die Toten Hosen: "Europa"

"Sie kommen zu Tausenden, doch die Allermeisten. Werden das gelobte Land niemals erreichen. Doch die Patrouillen werden sie aufgreifen. Um sie in unserem Auftrag zu deportieren. Und der Rest, der wird ersaufen. Im Massengrab vom Mittelmeer". Ballast der Republik heißt das 15. Studioalbum der Toten Hosen, der auch diesen Song zu den Bootsflüchtlingen von Lampedusa enthält. "Alles ist darauf ausgerichtet, andere davon abzuhalten, hierherzukommen“, sagt Bandmitglied Breiti der Organisation ProAsyl, welche die Hosen seit Jahren unterstützen.

Il teatro degli Orrori: "Non vedo l'ora"

"Ich nehme den Hunger, die Misere mit [...], meinen Bürgerkrieg, auch wenn ich sie gern jemand Anderem geben würde. Ich nehme das Lächeln meiner Mutter mit, auch wenn ich in ihrem Gesicht nur Angst sehen konnte." "Non vedo l'ora" ('Ich kann es kaum abwarten') ist der zweite Song auf dem Noise Rock-Album "Il mondo nuovo" ('Neue Welt') der italienischen Band, das komplett dem Thema Migration gewidmet ist. 

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