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Zurück zu den Wurzeln

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Vor dem Herrn sind wir alle gleich. So schwierig es die weltlichen Gewalten haben, für die Gleichheit und Gerechtigkeit auf Erden zu sorgen, so einfach gestaltet sich das Ganze beim Ableben. Für die letzte Ruhe besinnen wir "bodenständigen" Europäer uns auf die Natur: zurück zu unseren Wurzeln.

Die Franzosen bevorzugen die jungfräuliche Wiese im Frühling. Wenn sie das Zeitliche segnen, knabbern sie am Löwenzahn, und zwar von der Wurzel an (manger les pissenlits par la racine). In Deutschland orientiert man sich ebenfalls am saftigen Grün der Wiese. Der Deutsche drücket sich jedoch - untypischerweise - weniger präzise aus als sein Nachbar auf der anderen Rheinseite und beißt schlichtweg ins Gras. Wahlweise dürfen in den deutschsprachigen Ländern auch die Radieschen von unten betrachtet werden. In Spanien ist man weniger zerstörerisch. Ganz im Gegenteil: Man geht Malven züchten (ir a criar malvas), anstatt sie zu verspeisen.

Die letzte Ruhestätte in Polen ist von Passivität geprägt. Man erfreut sich ganz einfach der Natur. Der Dahingeschiedene kann nämlich wcha kwiatki od spodu, also "die Blumen von unten riechen". In den slawischen Landen darf man auch etwas profaner werden. Ein paar Meter unter der Erde findet sich wenig Flora und Fauna für den Genuss post mortem, also beißt der Tote sprichwörtlich "in die Erde" (gry gleb). Der Engländer tut es dem Polen gleich und gräbt seine Beißerchen "in den Staub" (to bite the dust).

So findet ganz Europa im Jenseits zur Natur zurück.