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Wettskandal erschüttert Weltfußball

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Die europäische Polizeibehörde Europol hat nach eigenen Angaben den größten Wettskandal der Fußballgeschichte aufgedeckt. Sie stellte am Montag in Den Haag einen Bericht vor, wonach weltweit mehr als 380 Spiele manipuliert worden seien. Für einige Kommentatoren beweist der Skandal einmal mehr, wie sehr die Wettmafia den Spitzensport kontrolliert.

Andere glauben, dass die Enthüllungen dem Profifußball kaum schaden werden.

De Volkskrant: Problem ist zu groß, als dass es der Sport lösen könnte; Niederlande

Die Wettmafia hat König Fußball im Würgegriff, analysiert Kolumnist Bert Wagendorp in der linksliberalen Tageszeitung De Volkskrant: "Laut des Berichts von Europol gibt es auch fünf verdächtige Niederländer - das war gestern hier auch sofort die große Neuigkeit. Wir sind immer überrascht, wenn deutlich wird, dass auch wir korrupte Sportfiguren haben. Sehr lange dachten wir, dass unsere Radrennfahrer kein Doping benutzen und unsere Fußballer keine Schwalben machen - bis [Fußball-Profi] Arjen Robben uns eines Besseren belehrt hat. [...] Das Problem ist zu groß, als dass es der Sport selbst lösen könnte. Das wissen wir inzwischen auch vom Doping. [...] Dieser Spitzensport ist einfach völlig aus den Fugen geraten und ein wichtiger Sektor für die Entertainment- und Wettindustrie geworden. Und danach ist die Mafia nun einmal verrückt." (05.02.2013)

Libération: Europa hat bis heute keine gemeinsame Regelung für Wetten; Frankreich

Europas Regierungen müssen dringend handeln, damit der Spitzensport nach den Enthüllungen im Fußball-Wettskandal nicht noch weiteren Schaden nimmt, fordert die linksliberale Tageszeitung Libération: "Es ist bekannt, dass die Wetten im Internet und anderswo, die ein wesentlicher Bestandteil des Sports sind, als ideales Mittel zur Geldwäsche dienen, da sie weniger gefährlich sind als traditionelle Verbrechen wie Drogen- oder Waffenhandel und vielleicht sogar lukrativer. Vor allem für neue mafiöse Organisationen aus China, vom Balkan oder von anderswo, die weitestgehend ungestraft davonkommen. Europa hat bis heute keine gemeinsame Regelung für illegale Wetten. Es verfügt weder über wirksame Kontroll- und Ermittlungsgremien, noch über angemessene juristische Werkzeuge. Mit seiner Erklärung wollte Europol dies aufzeigen und die europäischen Regierungen und Sportverbände zur Verantwortung rufen." (04.02.2013)

Polityka Online: Der Ball rollt weiter; Polen

Die Enthüllungen von Europol dürften dem Fußball keinen nachhaltigen Schaden zufügen, glaubt das linksliberale Nachrichtenportal Polityka Online: "Selbstverständlich darf man diesen Skandal nicht bagatellisieren - besonders deshalb nicht, da der Fußball generell ein wichtiges Geschäft ist. [...] Erst in der vergangenen Woche deckte die Wochenzeitung France Football auf, dass es bei der Ausschreibung für die Organisation der WM 2022, die Katar gewonnen hat, zu Unregelmäßigkeiten gekommen sein kann - vielleicht sogar zu Korruption. Beweise, dass Recht gebrochen wurde, konnte die Zeitung jedoch nicht vorlegen. Korruption und schmutziges Geld im Fußball kommen immer mal wieder hoch. Es gibt nicht nur Artikel, Reportagen und Filme darüber, sondern ganze Bücher. Auch über die Fifa-Präsidenten Joao Havelange und Sepp Blatter. Und? Erst einmal passiert gar nichts. Der Ball rollt weiter." (05.02.2013)

Aamulehti: Was zählt, ist nur noch der Gewinn; Finnland

Der internationale Wettskandal beweist nicht nur einen umfassenden Sportbetrug, sondern zeigt auch, dass die Gründung der europäischen Polizeibehörde Europol richtig war, kommentiert die liberale Tageszeitung Aamulehti: "Dass auch einige EM- und WM-Qualifikationsspiele und Spiele in der überaus populären Champions League für Geld manipuliert wurden, ist erschreckend. Je genauer man sich das heutige Sportgeschäft ansieht, desto mehr traurige Wahrheiten entdeckt man. Das Wichtigste ist nicht mehr das Dabei-Sein oder die Fairness. Was zählt, ist nur noch der Gewinn. Und wenn man nicht unter Einhaltung der Regeln gewinnen kann, wird eben betrogen. Die Nachricht vom Wettskandal hatte aber auch etwas Gutes. Es hat sich nämlich gezeigt, dass die EU ihre Polizeibehörde Europol nicht umsonst gegründet hat. Den Politikern muss klar sein, dass immer mehr gesellschaftliche Probleme internationaler Natur sind und die Behörden bei ihrer Bekämpfung grenzüberschreitend agieren müssen." (05.02.2013)

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Illustration: (cc)suadoni/flickr

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