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War Chirac ein überzeugter Europäer?

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Pariser Stadtgeflüster

Während Sarkozy sich gerade unfreiwillig auf einer der eindrucksvollsten Talverfahrten der politischen Geschichte Frankreichs befindet - er fällt gerade ebenso schnell, wie er auch die Macht an sich gerissen hatte - können die Dinosaurier auf ein come back anstoßen.

Image Caricature Zone : www.magixl.com

Vor einigen Wochen erschien Chirac, wohl gepackt von dem Verlangen nach einem Bad in der Menge,auf dem Salon International de l‘Agriculture“ - einer riesigen, der Landwirtschaft gewidmeten Messe in Paris - um Besuchern und Ausstellern die Hand zu schütteln und sich einen persönlichen Eindruck von den Produkten aus der Region zu verschaffen. Im Gegensatz zu der Geringschätzung mit der einige Tage zuvor Herr Sarkozy zu emfangen wurde - einer der Besucher bezeichnete diesen als „schmutzig“ - sah sich Chirac mit Hochachtung überhäuft.

Diese Art von déjà-vu hätte an sich schlicht als amüsant bezeichnet werden können, wenn nicht die Presse auf einen anderen Zug aufgesprungen wäre. Sie ließ sich nämlich mit Leidenschaft dazu hinreißen, die „Rückkehr“ Chiracs in die Herzen der Franzosen, und, ja, sogar der Europäer, zu proklamieren....

Nostalgische Reminiszenz....

Es ist wohl wahr, das es einige auf der internationalen Bühne gibt, die unseren ehemaligen Staatschef vermissen. Es ist ebenso wahr, dass unsere europäischen Partner teilweise nostalgisch an das Paar Chirac - Shroëder zurückdenken. War es zwar weniger leidenschaftlich als das Pärchen Sarkozy- Merkel (dieses ist manchmal wohl zu leidenschaftlich), doch in jedem Falle harmonischer. Mit den beiden gemütlichen Dinos konnte Europa ohne viele Turbulenzen voranschreiten.

Der Aktivismus des Speedy- Sarko schürt derzeit eher Ängste bei unseren europäischen Partnern, doch stand auch Chirac mit seinem traditionelleren Regierungsstil oft genug in der Kritik. Der Europaenthusiasmus des Amtsvorgängers musste sich dem Vorwurf des Minimalismus stellen, aber zumindest basierte dieser auf Sachlichkeit.

Sarkozy betont stets seine pro-europäische Gesinnung (der beste Beweis: immer lässte er die europäische neben der französischen Fahne wehen); Chirac ist nie durch derartig plakative Bekundungen aufgefallen.

Zweifellos findet dieser Präsentationsunterschied seine Begründung in dem schwierigen aktuellen Kontext der Europäischen Union, und wichtiger noch der kontroversen Position Frankreichs in diesem Zusammenhang. Wir blicken derzeit auf einen Vertrag, welcher auf der Basis einer klaren Absage in Frankreich verhandelt wurde. Dazu kommen wackelige Referenden in Irland und der Slowakei und schließlich eine französische Ratspräsidentschaft mit der Aufgabe die technischen Vorkehrungen des neuen Textes in die Tat umzusetzen. Ach ja, vergessen wir bloß nicht die kontroverse Stellung des geplanten Präsidenten der Europäischen Union, die Turbulenzen um die Mittelmeerunion und die zukünftige monetären Regelungen.

Woher die ganze Uneinigkeit?

Eine Anylyse des Giscard d’Estaing…

Bei einem Gespräch mit dem Magazin “Express” reduzierte Valérie Giscard d’Estaing diese Diskrepanzen auf puren Argwohn. Gemäß dem Initiator der Verfassung für Europa “ist es eine kontradiktorische, wenn nicht absurde Vorstellung, dass die französische Ratspräsidentschaft den Franzosen dazu dienen soll, die Macht innerhalb der Union an sich zu reißen. Diese Darstellung soll nur unnötigerweise das Bild der französischen Arroganz akzentuieren.”

Auch wenn er sich das ex-UDF Mitglied nicht explizit  zur Europapolitik Sarkozys äußert, betont er sehr optimistisch seine Hoffnung, dass “die 500 Millionen Europäer es zu schätzen wissen werden, welche Sorgfalt, Mühe und Erfahrung [Frankreich] aufwenden wird, um gemeinsame Lösungen für Probleme der gesamten Union zu finden”

Sophie Helbert/

Waleria Schüle