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Unbegrenzte Transparenz – die Vor- und Nachteile von ‘Nacktscannern’

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Brüssel

''Von Stanislava Gaydajieva" Übersetzt von Julia Eichhorst Die Debatte über den möglichen Einsatz von Ganzkörperscannern an europäischen Flughäfen war heftig und umstritten. Sollte Europa dem Beispiel der USA folgen und eine große Zahl von Scannern an europäischen Flughäfen einsetzen? Europa hat es schon getan – wenn auch nur teilweise. Körperscanner sind seit dem 25.

Dezember 2009 an europäischen Flughäfen im Einsatz, als ein junger Terrorist versuchte, ein Flugzeug auf dem Weg von Amsterdam nach Detroit mit in seiner Unterhose verstecktem Plastiksprengstoff in die Luft zu sprengen.

Dies führte zu einer sofortigen Reaktion der europäischen Regierungen. Sicherheitsscanner wurden rasch in Deutschland, Frankreich, Italien und den Niederlanden testweise eingesetzt. Doch bis November letzten Jahres gab es keine einheitliche europäische Gesetzgebung zur Anwendung derartiger Scanner an Flughäfen. Im November dann beschloss die Europäische Union neue Regeln zur Nutzung von Sicherheitsscannern. Mitgliedstaaten und Flughäfen sind danach zunächst zwar nicht verpflichtet, solche Scanner einzusetzen. Wenn sie es aber tun, werden sie gewisse Einsatzbedingungen und Leistungsstandards einhalten müssen.

Europäische Gesetzgebung

Die neue EU Gesetzgebung erlaubt die Nutzung von Sicherheitsscannern nur im Einklang mit gewissen Mindestbedingungen. So dürfen Sicherheitsscanner Abbildungen nicht speichern, kopieren, drucken oder abfragen. Jeglicher nicht genehmigter Zugang zum Bild und Nutzung des Bildes ist verboten und muss verhindert warden. Der Mitarbeiter, der die Abbildung analysiert, muss in einem abgetrennten Bereich sitzen und die Abbildung darf nicht mit der überprüften Person verknüpft warden. Zudem müssen Passagiere über die Bedingungen der Sicherheitskontrolle informiert werden und sollten das Recht erhalten, eine alternative Durchsuchungsmethode zu wählen. Am Wichtigsten jedoch ist die Tatsache, dass Sicherheitsscanner mit Röntgentechnologie in Europa ganz verboten sind.

Obwohl die EU versucht hat, eine angemessene, sichere und würdige Nutzung von Körperscannern sicherzustellen, bleibt die Frage, inwieweit die offiziellen Anforderungen auf allen EU-Flughäfen tatsächlich gleichwertig erfüllt werden. Einige weitere Nachteile von Ganzkörperscannern verdienen ebenfalls Erwähnung.

Nachteile von Körperscannern

So ist die Röntgentechnologie zwar offiziell verboten. Aber ist denn bewiesen, dass die Technologie, die stattdessen benutzt wird, ungefährlich für den menschlichen Körper ist? Schließlich reden wir hier über Strahlung, die – selbst in kleinen Mengen – wahrscheinlich immer noch schädlich ist. Bisher zumindest gibt es noch keine Berichte über die schädliche Wirkung der restlichen eingesetzten Technologie.

Zweitens, je sicherer der Apparat, desto teurer ist er. Wenn Flughäfen und Mitgliedstaaten die europäischen Standards einhalten müssen, werden sie sich sicherlich für teurere Scanner entscheiden. In Krisenzeiten, in denen die Finanzen eng sind, ist es fraglich, ob europäische Steuerzahler dazu bereit sind, für etwas zahlen, das teurer und wahrscheinlich schädlich ist – und ob sie das überhaupt sollten.

Sicherheit geht vor

Der wesentliche Grund für die Aufstellung von Ganzkörperscannern ist die Sicherheit. Sie ist von überragender Bedeutung für jedermann, an jedem Ort, zu jeder Zeit. Gewiss können Körperscanner Leben retten, wenn es um Terrorangriffe geht. Das ist das stärkste Argument für die Einführung der Apparate – die Zahl der Leben, die gefährdet sind. Und es ist ein gültiges Argument.

Jedoch können wir die Augen auch nicht vor den Nachteilen der Scanner verschließen. Mangelnde Intimsphäre, Privatsphäre und die zahlreichen Fälle von sexueller Belästigung in den USA, die auch in Europa auftreten könnten, gehören zweifellos zu den Schwächen der Scanner. Zudem verbietet zum Beispiel die britische Gesetzgebung zum Kinderschutz ausdrücklich, unanständige Photos von Kindern zu machen oder dieses zuzulassen, ebenso wie Verbreitung, Besitz oder Veröffentlichung derartiger Photos.

Vermutlich haben alle europäischen Länder ähnliche Bestimmungen in ihrer nationalen Gesetzgebung, die geändert werden müssten, um den Einsatz von Sicherheitsscannern zu ermöglichen. Könnte dies zu einer Aufweichung des Kinderschutzes führen?

Angesichts ihrer Vor- und Nachteile wird die Debatte um Sicherheitsscanner sicherlich intensiv fortgeführt werden. Es ist dabei jedoch wichtig, dass es bei allen Bestrebungen nach verbesserter Sicherheit für Reisende zu keinen Lücken im Schutz von anderen Personen kommt und dass die Rechte aller gewahrt werden.