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"True Grit": Coen Brüder eröffnen 61. Berlinale mit „echtem Schneid“

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Kultur

Nach dem US-Thriller und Oscargewinner No Country for Old Men (2007) fahren Ethan und Joel Coen auch 2011 weiter auf der Western-Schiene. Ihr neuester Streifen True Grit, der für 10 Oscars nominiert wurde, eröffnete die 61. Berlinale und bricht mit einigen (aber leider nicht mit allen) gängigen Westernklischees.

Zwei streng geflochtene Zöpfe, ein messerscharfer Verstand und keine Angst, die Dinge beim Namen zu nennen - Matti Ross ist erst 14 Jahre alt und doch so entschlossen wie kein Erwachsener. Ihr Vater wurde von dem Banditen Tom Chaney erschossen; nun setzt sie alles daran, ihren Verlust zu rächen.

Richtig, der Film ist ein Western, besser gesagt eine Adaption des Klassikers Der Marshal (1969), mit dem John Wayne seinen einzigen Oskar gewann. Nach dem Roadmovie O Brother, Where Are Thou? (2000) und dem Verfolgungsthriller No Country For Old Men (2007) hat es die Coen Brüder wieder in die menschenleere Weite der amerikanischen Landschaft verschlagen, was dem Film einige wunderschöne Totalen im Western-Stil beschert.

Auch wenn True Grit kein Western im klassischen Sinne ist, führt uns der Film in ein traditionelles Setting mit Saloon, öffentlichen Hängungen und staubigen Straßen. Auch die alte, sehr ausgefeilte Sprache sowie die sorgfältig recherchierten Kostüme dieser Zeit rufen das Amerika des 19. Jahrhunderts in Erinnerung. Das Setting macht klar: In der Prärie herrschen die Männer und ihre Gesetze. Auf der einen Seite die Jäger - der schroffe Marshall Cogburn (Jeff Bridges), der trotz Gerechtigkeitssinn die meisten seiner Feinde ohne große Gewissensbisse erschießt und der von sich selbst überzeugte Ranger LaBoeuf (Matt Damon), dessen Haartolle ihm öfter ins Gesicht fällt.

Auf der anderen Seite, die Gejagten - Tom Chaney (Josh Brolin), Ned Pepper und seine Bande. Mittendrin: ein junges Mädchen (Hailee Steinfeld), dem man durchaus zutraut, den Mörder allein an seinen Füßen zum Schaffott zu schleifen, so entschlossen und mutig ist sie inszeniert. Ihre junge Erzählerstimme aus dem Off steht im wohltuenden Gegensatz zu ihren männlichen Gegenspielern, die kaum eine andere Wahl haben, als das zu tun, was das Mädchen ihnen diktiert. Sogar Tom Chaney erwischt durch seinen Übermut eine Kugel von Mattie.

Die starken, manchmal selbstironischen und ungewöhnlichen Charaktere mischen das Genre auf und brechen mit einigen gängigen Westernklischees. Eine traditionelle Rollenzuweisung bleibt dem Zuschauer am Ende des Films jedoch nicht erspart: Trotz Matties Wagemut, wird sie von Tom Chaneys Männern gekidnappt und nur durch den selbstlosen väterlichen Einsatz von Marshall Cogburn gerettet. Die traditionelle Westernwelt ist wieder hergestellt.

True Grit ist ein stimmiger Film, der durch grandiose Landschaftsbilder, ein historisches getreues Setting und außergewöhnliche Charaktere besticht. Er ist für 10 Oscars, unter anderem für den Besten Film, nominiert. Durch die festgelegte Romanvorlage verzichten die Coen Brüder jedoch auf verrückte Wendungen und Eskapaden, die ihre Filme sonst auszeichnen. Wie schade!

Mehr Artikel von der Berlinale 2011 auf unserem cafebabel.com Berlin-Blog!

Fotos: Berlinale ©Katarzyna Swierc