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Teures Studium in Großbritannien

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Großbritannien hat einige der besten Universitäten in Europa - und gleichzeitig auch einige der am höchsten verschuldeten Absolventen. Dieser Trend wird sich mit der geplanten Erhöhung der Studiengebühren auf 3000 Pfund pro Jahr noch fortsetzen.

Viele der Spitzen-Universitäten in Großbritannien werden ihr Ziel, mehr Studenten an die Unis zu locken, dieses Jahr nicht erreichen. Gleichzeitig steigt die Zahl der Studienabbrecher. Das wirft Fragen über die Bildungspolitik der Labour-Regierung auf.

Schulden wie in den USA?

Bis 1998 zahlten Studenten in Großbritannien keine Studiengebühren. Bei der Finanzierung ihres Lebensunterhalts wurden sie sogar noch finanziell vom Staat unterstützt. Aber die Labour-Partei führte innerhalb eines Jahres nach ihrem Wahlsieg Studiengebühren von bis zu 1000 Pfund im Jahr, abhängig vom Einkommen der Eltern, ein. Seitdem wurden die Gebühren um 250 Pfund erhöht und werden wohl im Jahr 2006 auf 3000 Pfund steigen. Es sieht ganz danach aus, als ob Studiumsschulden wie in Amerika bald zur Normalität werden. Das bedeutet auch, dass Studenten aus anderen europäischen Ländern, die den gleichen Betrag wie britische Studenten zahlen müssen, sich in anderen Ländern nach einem Studienaufenthalt umschauen werden.

Die höheren Gebühren, die nach den jüngsten Plänen erst nach dem Abschluss des Studiums gezahlt werden müssen, sollen dazu beitragen, die Haushaltslöcher an vielen britischen Unis zu stopfen. Die Universitäten geben in „normalen“ Studiengängen ohne große Infrastruktur jedes Jahr 2000 bis 3000 Pfund pro Studenten aus, in Studiengängen wie Medizin, Natur- oder Ingenieurswissenschaften ist es weit mehr. Die Einführung von variablen Studiengebühren sollte auch dazu dienen, den Wettbewerb zwischen den britischen Universitäten zu fördern, da die Universitäten theoretisch auch weniger als 3000 Pfund pro Jahr verlangen können. Das sollte einen Anreiz zur Kostensenkung schaffen, um so durch niedrigere Studiengebühren mehr Studenten anzuwerben. Bis jetzt haben allerdings die meisten Unis angekündigt, dass sie den vollen Betrag an Studiengebühren verlangen werden.

Hehre Ziele

Ziel dieser Politik ist es laut Labour, den Zugang an die Universitäten zu erleichtern, so dass mehr Menschen studieren können. 50% aller unter 30-jährigen sollen sich an einer Hochschule einschreiben. Auch der Anteil von Studenten aus sozial schwachen Familien, die üblicherweise seltener studieren, soll erhöht werden. Felix Cohen, ein Studienvertreter an der University of Bath, sagt dazu nur wütend: „Wenn die Labour-Regierung ein System der Gleichberechtigung an den Hochschulen möchte (...) sollte sie die Studiengebühren kippen, Studenten wieder finanziell unterstützen, diesen 50%-Unsinn in die Tonne treten und zu einem leistungsorientierten System in der Hochschulpolitik zurückkehren.“ Da es in England, Schottland und Wales äußerst unterschiedliche Systeme und Gebühren gibt, könnte sich die Angst, dass variable Studiengebühren „ein getrenntes und trennendes System schaffen“, wie es der als Rebell bekannte Labour-Abgeordnete Dr. Gibson nennt, als berechtigt erweisen.

Wenn heute schon einer von zehn Studenten wegen finanzieller Probleme das Studium abbricht, wird sich die Situation im nächsten Jahr wohl nicht verbessern - immer vorausgesetzt, dass die Studenten aufgrund der Gebühren nicht vor einer Immatrikulation zurückschrecken. Wenn das aber eintreten sollte, ist die Zukunft Großbritanniens als international angesehener Bildungsstandort sehr ungewiss.

Großbritannien ist nicht allein

In Deutschland wurde im Januar gerichtlich entschieden, dass Universitäten berechtigt sind, Studiengebühren zu erheben. Da die Bildungspolitik im Kompetenzbereich der Bundesländer liegt, können die Studiengebühren in den einzelnen Ländern unterschiedlich hoch sein. In Frankreich wurde unlängst ein Skandal aufgedeckt, dass einige Universitäten Studenten gezwungen haben, Gebühren zu zahlen – obwohl in Frankreich das Studium zumindest auf dem Papier noch kostenlos ist. Die Tatsache, dass ein Studium in den skandinavischen Ländern nichts kostet, wird die Wenigsten überraschen. In Finnland bekommen Studenten unabhängig vom Einkommen der Eltern 260 Euro im Monat. Außerdem bekommen finnische Studenten, wie ihre Kommilitonen in Schweden und Norwegen auch, Mietgeld und sie haben ein Recht auf staatliche Unterstützung. In Australien, am anderen Ende der Welt, müssen die Gebühren erst nach Abschluss des Studiums gezahlt werden. Das wird in Großbritannien auch bald so sein. Dieses Modell wurde lange als ein glänzendes Beispiel für ein faires System der Studiengebühren gelobt. Neue Studien haben allerdings gezeigt, dass die Zahl von wenig wohlhabenden Studenten stetig fällt.

Translated from Pricey education in the UK