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Talent Campus: Internationaler Nachwuchs auf der Berlinale

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Kultur

Der sechste Berlinale Talent Campus brachte vom 9. Bis zum 14. Februar 350 Nachwuchsfilmbegeisterte aus der ganzen Welt in die deutsche Hauptstadt.

Wieder einmal ist in Berlin das große Filmfestival - die Berlinale - zu Ende gegangen. Viele Stars, internationale Filme, Glanz und Glamour. Eine ganz besondere Veranstaltung, die seit ihrem Auftakt 2003 langsam aber stetig immer mehr in den Fokus der Öffentlichkeit rückt, ist der Berlinale Talent Campus. Jahr für Jahr kommen über 350 junge Filmemacher aus der ganzen Welt nach Berlin, um in Workshops, Vorträgen und Diskussionsrunden ihr Wissen zu erweitern und an andere weiterzugeben. Der Campus bringt Nachwuchs-Schauspieler, -Regisseure, -Produzenten, -Drehbuchschreiber, -Kameraleute und alle, die mit Film zu tun haben, mit erfahrenen Experten zusammen.

Sechs Tage lang wird in den Berliner Hebbel-Theatern in Kreuzberg in vielen Einzelveranstaltungen einiges geboten. Das Angebot reicht von "Wie vermarkte ich mich am besten bei einem Casting" über "Wie kann ich meinen Film im Internet verbreiten" bis hin zu "Wie kann ich durch internationale Kooperationen Geld für meinen Film erhalten?" Der Fokus in diesem Jahr lag auf Screening Emotions und zog sich durch alle Bereiche des Filmemachens - die dahinterstehende Philosophie, die Vorbereitung, Durchführung, Postproduktion und schließlich die Vermarktung.

(Foto: ©berlinale-talentcampus.de)

Speed-Filme aus der Garage

Ein ganz besonderes Highlight ist das Garage Studio. Vier Regisseure wurden im Vorfeld unter weit über 70 Bewerbern ausgewählt, um bei diesem speziellen Projekt Regie zu führen. Die Aufgabenstellung klingt für den Laien simpel, ist aber für jeden Filmemacher eine besondere Herausforderung: An einem einzigen Tag einen Film drehen, schneiden und ihn dann über das Internet einem breiten Publikum zugänglich machen. Um ihre Filmcrew zu finden, können die Nachwuchsregisseure aus dem Pool der anwesenden Talents schöpfen, der ihnen per Online-Datenbank zur Verfügung steht.

So haben sich auch in diesem Jahr wieder vier bunte und internationale Filmteams zusammengefunden. Mit viel Engagement und wenig Schlaf entstanden somit vier völlig unterschiedliche Kurzfilme - On time, Eddi, It Could Happen to You und The String Puppet -, die dem Publikum am letzten Campustag auf der großen Leinwand unter dem Titel 'Four flicks for clicks' vorgestellt wurden.

It Could Happen to You

Sieh Dir die anderen 3 'flicks for clicks'-Filme des Garage Studio hier an

Eine Woche voller Filme, Workshops, Diskussionen und Kontakte - was hat es für die Teilnehmer gebracht?

Julia aus Polen ist bereits erfolgreich als Schauspielerin. Kaum hatte sie ihren Abschluss der Staatlichen Theaterhochschule in Wroclaw (Breslau) in der Tasche, wurde sie schon in Deutschland für Hans Christian Schmidts preisgekrönten Film Lichter engagiert. Sie ist begeistert von der Woche in Berlin: "Der Talent Campus war für mich eine tolle Gelegenheit, neue Leute aus den unterschiedlichsten Ländern zu treffen." Vor allem beeindruckten Julia die unterschiedlichen Herangehensweisen der Schauspieler. "Es gibt tatsächlich Unterschiede. Leute aus Osteuropa sind vielleicht ein bisschen reservierter und gehen sparsamer mit Ausdruck um - Italiener und Spanier dagegen sind extrem lebhaft. Das ist spannend." Am Talentcampus gefielen ihr vor allem die Schauspieler-orientierten Workshops und die inspirierende Atmosphäre.

Laure aus Lyon konnte den Workshops nicht so viel abgewinnen, weil sie lieber über Kunst als über Selbstvermarktung sprechen möchte. Sie hat die nationale Theaterschule in Lyon besucht und wird bald in Nancy auf der Bühne stehen. Den Talentcampus nutzte die Französin vor allem, um neue Leute kennen zu lernen und sich möglichst viele Filme anzuschauen. Vielleicht auch, um sich noch einmal wie ein Teenager zu fühlen: Denn in ihrer Kurzzeit-Wohngemeinschaft mit zwei anderen jungen Nachwuchskünstlern kam bei ihr abends im Hochbett bei langen Gesprächen das ultimative Landschulheimfeeling wieder in Erinnerung.

Dass das Konzept 'Talentcampus' fruchtet und die Stars von morgen hervorbringt, ist nicht nur graue Theorie. Fernando Eimbcke, ehemaliges Talent aus Mexiko, war dieses Jahr als Regisseur von Lake Tahoe auf der 'großen' Berlinale vertreten. Mögen möglichst viele Talente in seine Fußstapfen treten.