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Serbien in der EU: Erst Mladić hinter Gitter, dann sehen wir weiter

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Die EU-Außenminister haben am Montag in Luxemburg beschlossen, das Beitrittsverfahren für Serbien formell zu eröffnen. Eine sehr gute Nachricht für das Balkanland, das aber noch den gesuchten Kriegsverbrecher Ratko Mladić ausliefern muss, schreibt Europas Presse.

Süddeutsche Zeitung: Friedlicher Balkan ohne Serbien nicht möglich; Deutschland

Die EU darf in den Beitrittsverhandlungen mit Serbien keine Kompromisse eingehen, meint die linksliberale Süddeutsche Zeitung: "Es gibt gute Gründe, Serbien näher an die Europäische Union heranzuführen. Wer einen friedlichen Balkan will, der kommt an Belgrad nun mal nicht vorbei. Europa hat hier also ein massives Interesse. Aber es sollte sich davor hüten, um des lieben Friedens willen wegzuschauen und politische Rabatte zu gewähren. Wohin es führen kann, zeigen die Beispiele Rumänien und Bulgarien. […] An ihrer Aufnahme wird die EU nun eine Weile zu leiden haben. [...] Wenn Serbien nicht zu einem weiteren Rumänien oder Bulgarien für die EU werden soll, dann muss von nun an hart und unnachgiebig verhandelt werden. Serbien gehört langfristig gewiss in die EU. Aber erst dann, wenn es mit seinen Nachbarn und mit sich selbst in Frieden lebt, seine Kriegsverbrecher ausgeliefert und in seinem Innern demokratisch und rechtsstaatlich verfasst ist." (Artikel vom 26.10.2010)

Darunter: "Lang lebe Ratko Mladic"

Link zum Weiterlesen: Radio B92: Multimedia gegen Milošević

Kristeligt Dagblad: Effekt für die Lücke in der Landkarte zwischen Slowenien und Griechenland; Dänemark

Von der Annäherung der EU an Serbien wird der Westbalkan profitieren, meint die christlich orientierte Tageszeitung Kristeligt Dagbladet und fordert, endlich den Kriegsverbrecher Ratko Mladić zu fassen und auszuliefern: "Es ist [...] wichtig, dass sich die EU nicht nur auf den großen Bruder Serbien konzentriert, sondern auch die anderen Länder unterstützt. Ein europäisches Serbien wird gleichzeitig einen nutzbringenden Effekt für die Lücke in der Landkarte zwischen Slowenien im Norden und Griechenland im Süden haben. Für Serbien wird es auf allen Ebenen von Vorteil sein, wenn sich das Land von seiner jüngsten Vergangenheit distanziert und mit den Kriegsmythen auf dem Balkan aufräumt. Die internationale Staatengemeinschaft darf mit Recht erwarten, dass Mladić ausgeliefert wird, denn dafür ist die Zeit nun mehr als reif. Die Öffnung der EU sollte dazu Ansporn sein, dass dies auch geschieht. Das wäre ein großer Schritt Belgrads in Richtung Brüssel."

(Artikel vom 26.10.2010)

La Stampa: „Entweder liefert ihr die beiden international Gesuchten aus oder ihr kommt keinen Zentimeter weiter“; Italien

Hier: 1993 während UN-geführter Gespräche am Flughafen SarajewoDie möglichen Beitrittsverhandlungen Serbiens mit der EU sind positiv für das Balkanland, doch muss es zunächst harte Bedingungen erfüllen, schreibt die liberale Tageszeitung La Stampa: "Für Serbien öffnet sich die Tür nach Europa. Das ist ein historischer Augenblick für die ehemalige jugoslawische Provinz. Doch lastet über dem ersehnten Beitrittsprozess eine doppelte Ungewissheit, die so präzise ist, dass sie Vor- und Nachnamen hat. Sie heißt Ratko Mladić und Goran Hadžić, die beiden flüchtigen Kriegsverbrecher. Die Außenminister [...] haben eine Bedingung gestellt, um Einstimmigkeit zu erzielen und die Niederlande zu überzeugen, die sich bis zum Schluss allein dagegen wehrten und Serbien mangelnde Zusammenarbeit mit dem Internationalen Strafgerichtshof vorwarfen. Sie lautet im Klartext: Entweder liefert ihr die beiden international Gesuchten aus oder ihr kommt keinen Zentimeter weiter."

(Artikel vom 26.10.2010)

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Fotos: EU - niemals (cc)arcsi/flickr; Poster (cc)Limbic/flickr; Ratko Mladić (cc)wikimedia

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