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Mitten ins Herz – die Wahlplakate der SPD spielen mit Berliner Gefühlen

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Berlin

von Christiane Lötsch

Ein kleines Mädchen patscht seine Drachenhandpuppe mitten ins Gesicht von Klaus Wowereit und lacht ihm ins Gesicht. Ein Smartphone-Bild zeigt ihn inmitten junger Menschen. Eine alte Frau packt ihn an der Hand – das verlegene Lächeln des amtierenden Bürgermeisters trifft mitten ins Schwiegermutterherz.

Die großflächigen Wahlplakate der SPD zeigen einen Bürgermeister zum Anfassen, einer, der alle Berliner versteht.

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So lautet das prägnante Motto der Kampagne auch „Berlin verstehen“. Die SPD fährt die emotionale Schiene und kommt erstaunlich gut an, denn viele Berliner können sich identifizieren: die Rentnerin aus Charlottenburg-Wilmersdorf, die Mütter und Väter von kleinen Kindern, die Kreativbranche, die türkische Community – Klaus Wowereit inszeniert sich als eine Art Über-Vater aller Berliner. „Alles wird gut“, vermitteln die Plakate und der Zuspruch ist nötig: keine Industrie, wenige Jobs (da ist auch der Ausbau des Flughafen Schönefelds nur ein kleiner Tropfen auf den heißen Stein), steigende Mieten und Lebenskosten, nur in den Sommermonaten ein funktionierender öffentlicher Nahverkehr, wachsende Verdrängung von sozial Schwachen, Ausländern und mehrköpfigen Familien an den Rand des Berliner Lebens.

Das vage Gefühl, die Stadt sei dem neo-liberalen Ausverkauf preis gegeben und wird bald so aussehen wie jede andere deutsche Stadt auch, ist in den letzten zehn Jahren der rot-roten Stadtregierung zu einer traurigen Gewissheit geworden. Was waren noch mal die Themen des SPD-Wahlkampfs? Gute Arbeit, wachsende Wirtschaft, gute Bildung, sozialer Zusammenhalt – Allgemeinplätze, die zwar gut und prägnant klingen, den komplexen Herausforderungen der Stadt in den kommenden Jahren wahrscheinlich nicht genügen werden.

Foto: Sandra Wickert