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Liebe mit Herzschrittmacher: Merkel und Sarkozy raufen sich zusammen

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Politik

Beim Treffen des deutsch-französischen Ministerrats in Paris haben Präsident Nicolas Sarkozy und Bundeskanzlerin Angela Merkel die "Agenda 2020" verabschiedet. Mit 80 gemeinsamen Projekten wollen sich beide Länder wieder näher kommen. Ein wünschenswertes Ziel, meinen Kommentatoren, doch die Agenda könnte mehr bieten.

Süddeutsche Zeitung: „Beides nötig: Pathos und Pragmatik“; Deutschland

(eurotopics)Der deutsch-französischen Agenda 2020 fehlt das Leuchtturm-Projekt, das die Richtung vorgibt, kritisiert die linksliberale Süddeutsche Zeitung: "Die Außen- und Verteidigungspolitik böte sich an, die Zusammenlegung der Rüstungsindustrien bis hin zum Aufbau einer gemeinsamen Armee. Sarkozy wäre für einen ganz großen Wurf womöglich zu haben, Merkel setzt lieber auf viele kleine Schritte. Dabei ist beides nötig, Pathos und Pragmatik, damit Deutschland und Frankreich wieder als Schrittmacher der erlahmenden EU dienen können. Die Kanzlerin will den Anschein vermeiden, Berlin und Paris grenzten andere Staaten aus. Allerdings ist nicht zu übersehen, dass für Deutschland kein vergleichbarer Partner existiert. Großbritannien ist zu europaskeptisch, Russland zu nationalistisch und undemokratisch, Amerika mit sich selbst und China beschäftigt." (Artikel vom 05.02.2010)

Mladá fronta DNES: „Diese Liebe hat auch ihre Grenzen“; Tschechien

Frankreich und Deutschland liegen sich in den Armen, Trennendes wird immer weiter abgebautFrankreich und Deutschland sind die unbestrittenen Vorreiter in Europa, meint die liberale Tageszeitung Mladá Fronta Dnes zum Treffen von Präsident Sarkozy und Bundeskanzlerin Merkel in Paris. Doch sie könnten noch besser zusammenarbeiten: "Frankreich und Deutschland liegen sich in den Armen, Trennendes wird immer weiter abgebaut. Wissenschaftler arbeiten an gemeinsamen Projekten, Studenten lernen aus den gleichen Büchern und Verlobte können unbürokratisch heiraten. Aber diese Liebe hat auch ihre Grenzen. [...] Beim Vorschlag Sarkozys für ein deutsch-französisches Ministerium bleibt Merkel zurückhaltend. Auch den deutschen Wählern würde es nicht gefallen, wenn die Franzosen in der deutschen Regierung einen 'Späher' hätten. Aber die Ergebnisse des Gipfels sind auch so überraschend. Die Minister beider Seiten werden sich öfter sehen, wenn auch nur 'auf Einladung'."

(Artikel vom 05.02.2010)

L'Est Républicain: „Sich für das Erforderliche zusammenreißen“; Frankreich

Beim zwölften Treffen des deutsch-französischen Ministerrats am Donnerstag wurde ein gemeinsamer Minister für das Tandem abgelehnt. Doch die Herausforderungen dieser Partnerschaft in Europa können und müssen anders angegangen werden, schreibt die Regionalzeitung L'Est Républicain: "Schade um das Symbol, aber der Austausch zwischen Paris und Berlin wird andere Wege nehmen. In einer Zeit, in der die Amerikaner vor allem nach Asien schauen und die Entwicklungsländer ihren Platz in internationalen Verhandlungen fordern, ist dieser Austausch unerlässlich. [...] Persönliche Beziehungen zählen weniger als die wirtschaftlichen Verbindungen zwischen beiden Ländern. Nicolas Sarkozy und Angela Merkel reißen sich für das Erforderliche zusammen, genau wie Jacques Chirac und Gerhard Schröder sich erst nach einem schwierigen Anfang verständigen konnten. [...] Die Franzosen hätten Unrecht, die Macht ihres Nachbarn zu fürchten. Angesichts einer Welt, die nicht auf Europa wartet, um vorwärts zu kommen, zeigt das Ungleichgewicht keinen Verlierer."

(Artikel vom 05.02.2010) 

Fotos ©oxfam international/flickr; Chesi Fotos CC/flickr

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