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"Krieg bringt Terrorismus hervor"

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Der europäische sei der vielversprechendere Weg für den Irak, sagt Mercedes Bresso, ehemalige Europaabgeordnete und frisch gewählte Präsidentin der italienischen Region Piemont im café babel-Interview.

Vor einem Jahr erhielt der Irak seine Soveränität zurück, doch die militärische Präsenz des Westens dauert an. Zwischen Andeutungen für einen Truppenrückzug und der moralischen Verpflichtung, der irakischen Bevölkerung zu helfen, ist die europäische Präsenz im Land ein umstrittenes Thema in der europäischen Linken, zu der sich Mercedes Bresso zählt. Die italienische Politikerin wurde kürzlich zur Präsidentin der Union Europäischer Föderalisten (U.E.F.) gewählt, einer unabhängigen Nichtregierungsorganisation, die sich für ein föderales Europa einsetzt.

Wie würden Sie die Situation im Irak ein Jahr nach der Rückübertragung der Souveränität einschätzen?

Es ist schwierig, ein Urteil über die aktuelle Situation im Irak zu fällen. Ich habe den Eindruck, dass der Krieg inzwischen vor allem an der Informationsfront geführt wird. Wir schließlich alle davon überzeugt, dass uns nicht die Wahrheit erzählt wird - die ganze Wahrheit und nichts als die Wahrheit. ich denke, dass die Lage nicht wirklich der entspricht, die die Koalition durch die Einleitung des Konflikts zu erreichen beabsichtigt hatte.

Ende Januar wurden die irakischen Wahlen und die hohe Wahlbeteiligung mit Begeisterung von der europäischen Öffentlichkeit begrüßt. Wie beurteilen sie die Demokratisierung in Irak?

Ich persönlich habe mich, obwohl ich die Wahlen für positiv halte, nicht allzu sehr von Begeisterung mitreißen lassen. Die Wahlen in einem besetzten und von starken Widersprüchen zerrissenen Land sind nie wirklich frei. Die Folgen dieser Situation sind nicht absehbar.

Würde ein italienischer und polnischer Truppenabzug nicht zu einer Zunahme von Terroranschlägen führen?

Ich glaube nicht, dass durch einen Abzug der italienischen Truppen die Terroranschläge blutiger und häufiger werden würden.

Auf ihrer Europareise im vergangenen Februar hat Condoleeza Rice die Alliierten zur Zusammenarbeit aufgefordert. Welche Auswirkung hatte diese Rede auf die europäische Position im Irak?

Ich glaube nicht, dass die Rede von Condoleeza Rice die Position der Europäer im Hinblick auf den Irakkrieg allzu sehr beeinflusst hat. Die öffentliche Meinung bleibt skeptisch in Bezug auf die Angemessenheit der Mittel einerseits und der Ziele andererseits. Mit anderen Worten, in Europa denkt man weiterhin, dass der Krieg kein adäquates Instrument ist, um den Terrorismus zu bekämpfen.

Sollte Europa nicht Verantwortung zeigen, indem es die USA im Irak unterstützt?

Mit den Vereinigten Staaten vielleicht schon, aber nicht unter amerikanischem Befehl. Eine von den Vereinten Nationen angeführte Friedenstruppe könnte eine Lösung darstellen.

Welche Alternativen zur amerikanischen Position kann Europa anbieten?

Der europäische Weg ist der realistischere. Den Terrorismus mit Bombenangriffen und „unendlichem“ Krieg auszurotten dürfte eine Utopie sein. Eine schreckliche Utopie, von der allerdings führende Gruppen der nordamerikanischen Politik geblendet zu sein scheinen. Die Europäer hingegen finden, dass mit Krieg der Terrorismus nicht zu bekämpfen ist. Er wird dadurch vielmehr hervorgebracht. Nur durch den Dialog mit der arabischen und der Dritten Welt können die Bomben entschärft werden, die uns soviel Angst machen.

Translated from Mercedes Bresso: «La guerra non combatte il terrorismo. Lo alimenta»