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Jugendarbeitslosigkeit zum EU-Gipfel: Die Würfel sind gefallen

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Katha Kloss

Politik

Es EU-gipfelt mal wieder heftig in Brüssel. Am 18. und 19. Oktober gehen die Diskussionen um die ausgeartete Finanzlage in Europa in eine weitere Runde. Deshalb hat der aktuelle Präsident des Europaparlaments Martin Schulz einen kurzen Abstecher nach Paris gemacht, um sich mit François Hollande kurzzuschließen. Man ist auf der gleichen Wellenlänge, lautet der Tenor.

Auch Europas Jugend darf sich glücklich schätzen: die horrende Jugendarbeitslosigkeit soll auf dem Gipfel zumindest erwähnt werden.

Schulz ist neuer EP-Präsident: Martin wer?

Die Würfel sind bereits gefallen, so scheint es. Martin Schulz ist auf der Durchreise. Er erzählt von seinem Treffen mit François Hollande, dass man sich einig sei. So weit, so gut. Europa ist über den Berg, das hat Hollande bereits der Tageszeitung Le Monde gesagt. Und das sagt Schulz jetzt nochmal. Davon, dass die Eurozone explodieren könnte, kann längst nicht mehr die Rede sein. Grexit ade, lautet das Credo. Die Krise ist durch; Inklusion statt Exklusion soll betrieben werden; wir sind auf dem Weg der Besserung. Obendrauf gab’s noch den Friedensnobelpreis für die Union – das alles sind positive Zeichen: Zum EU-Gipfel in Brüssel muss das nun nur noch in Form gegossen werden. 

Doch wie bringt man diese 'think positive' Symbolik an den Mann? Südeuropa hat einen traurigen Weltrekord aufgestellt – hier wird die höchste Arbeitslosigkeit der Welt gemessen. Das alltägliche Leben in diesen Regionen wird kaputtgespart. Der European Dream aus Oslo kam ziemlich überraschend. Ein geglückter Schachzug in Zeiten der Krise.

Die Jugendarbeitslosigkeit in einigen EU-Staaten sei tatsächlich „würdelos“ so Schulz – auch dieses Thema müsse zum Gipfel auf den Tisch. „Meine Kinder erwarten nicht, dass ich über die Vergangenheit plaudere. Sie wollen Antworten auf aktuelle Probleme.“ Dazu gehört beispielsweise Herman van Rompuys Vorschlag für die so genannte „4+1 Gruppe“. Die soll für gemeinschaftliche finanzielle Perspektiven und eine Bankenunion am Horizont eintreten. Und nicht zu vergessen das Wachstumspaket von 120 Milliarden vom letzten EU-Gipfel im Juni, das endlich konkret angegangen werden soll. 

Es geht ums Geld, das haben mittlerweile alle begriffen. Auch dass dieser undurchsichtige Zahlensalat aus Brüssel irgendwie immer wichtiger wird und Einfluss übt. Aber wie lange dürfen die Diskussionen noch dauern? Ein Symbol müsste her, ein deutliches Zeichen an die Jugend. Ein Zeichen, dass es sich lohnt, heute junger Europäer zu sein. Die letzte Nachricht an Europas Jugend war hingegen, dass es dieses Jahr eventuell auch den Erasmus-Stipendien an den Kragen geht.

Abwarten und Tee trinken ist stattdessen an der Tagesordnung – die Schlussfolgerungen des Brüsseler EU-Gipfels sind bereits vor Beginn desselben schwarz auf weiß abgedruckt. Und die Jugendarbeitslosigkeit? In dem im Juni verabschiedeten Wachstumspaket soll auch Platz für Kredite und innovative Projekte eingeräumt werden. Die Jugendarbeitslosigkeit sei zudem das Kernthema der nächsten EU-Ratspräsidentschaft, die Irland ab Januar 2013 innehat, so Schulz.

Ein deutlicheres Zeichen an die Jugend – Zukunftsgestalter des Kontinents - so hat es Philip Olterman im Guardian gefordert, wäre unterdessen, das Nobel-Preisgeld in das Erasmus-Programm zu investieren. Ein Tropfen auf den heißen Stein? Vielleicht. Aber ein symbolischer. „Tschüss“, sagt Schulz und deutet auf seinen totschicken Dienstwagen mit Europaflagge in Miniformat: „Bonzenschleuder“ sagt er lachend. Symbolträchtig?

Illustrationen: Teaserbild Schulz und Jugendarbeitslosigkeit (cc)European Parliament + krissen

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