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Ist für einen Wahlkampf ein knappes Motto oder ein länger unverständlicher Satz besser?

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Berlin

von Sébastien Vannier

Die Freie Demokratische Partei – kurz FDP genannt – findet wahrscheinlich auch „Waka Waka“ oder „Hey Yo“ blöd und hat sich deswegen für die zweite Variante entschieden, ohne die Tatsache zu beachten, dass der Berliner Fußgänger, der Fahrradfahrer – natürlich sehr wichtig für eine Wahl in der Hauptstadt – und der Autofahrer so ungefähr anderthalb Sekunden (diese

nicht-wissenschaftliche Zahl ist das Ergebnis einer subjektiven Studie in der Osloerstraße) haben, um ein Wahlplakat zu lesen, das vielleicht genug Zeit für Klaus Wowereit und sein Schnappi, das kleine Krokodil, lässt, aber nicht für die – bleiben wir diplomatisch – überraschend schwerverständlichen Plakate der Freien Demokratischen Partei, wozu man sich fragen muss, ob es hier nicht um eine langfristige, strategische Politik geht, nach der die bereits erwähnte FDP vorhat, ihren Platz im Berliner Abgeordnetenhaus der Piratenpartei zu überlassen, um später, aber erst viel später, eine Freundschaftskoalition mit dieser jungen Partei zu bilden.

Sehr geehrter Leser, wenn du es geschafft hast, diesen Absatz bis zum Ende zu lesen, verbringst du auch vielleicht mehr als anderthalb Sekunden Zeit, um ein Wahlplakat zu lesen und vielleicht bist du auch deswegen reif, Mitglied der FDP-Wählerschaft zu werden.

Ach, übrigens, mein wiederum sehr subjektiver Beitrag zu dem Programm: Wenn man eine Ahnung hat von dem Schicksal der beiden großen Fußballvereinen der Hauptstadt in den letzten Jahren, ist es vielleicht nicht die beste Taktik, sich über die zweite Liga lustig zu machen. Noch weniger, wenn es um das Schulsystem geht. Und noch was: In Berlin bestelle ich auch „Croissants“ bei meinem türkischen Bäcker. Bin ich deswegen schlecht integriert?