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„Handbagging“: Maggie Thatcher steckt alle in die Tasche

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Default profile picture Birke Gerold

Turm zu BabelGesellschaftPolitik

Man ist oft von der Schlagfertigkeit einer Person beeindruckt. Besonders in sprachlichen Tiraden von Margaret Thatcher und ihrer Handtasche.

Margaret ist ein kleines Schlitzohr, das ist allgemein bekannt. Die bisher einzige weibliche Premierministerindes Vereinigten Königreichs hat es geschafft, ihren Spitznamen „Iron Lady“ (der ihr von der sowjetischen Zeitung Roter Stern verliehen wurde, um ihren Antikommunismus anzuprangern) auch praktisch anzuwenden, wie die schlagkräftigen Argumente (in) ihrer Handtasche zeigen.

Ursprünglich enthielt Margaret Thatchers verehrte schwarze Tasche offizielle Dokumente und „terrorisierte die Minister“, so die britische Tageszeitung Daily Mail. „Bei wichtigen Sitzungen stellte Frau Thatcher ihre Handtasche gut sichtbar hin, um zu zeigen, dass sie es ernst meint“, schrieb 1982 eine britische Parlamentarierin. Im Laufe der Jahre inspirierte Thatchers Habitus das Wort „handbagging“ („handbag“ bedeutet „Handtasche“), das eine „Politik der Handtasche“ bezeichnet. Dieser Begriff wurde anschließend derart populär, dass er es bis in das bekannte englische Wörterbuch Oxford English Dictionary schaffte. 

Andere europäische Länder, die sich nicht auf das Leder ihrer Premierministerin beziehen können, brauchen keine Taschen, um schlagfertige Argument hervorzubringen. Den Polen reicht ein Ärmel: „mieć asa w rękawie“ („seinen Trumpf im Ärmel haben“). Und bei den Deutschen kommt die Einschüchterung aus der Tasche: „in die Tasche stecken“. Doch Strenge verpflichtet und so wecken viele europäische Pendants von „handbagging“ ein brutales und hartes Bild. Entsprechend werden in Deutschland Leute „verbal niedergeknüppelt. Weiterhin findet man sowohl bei den Deutschen als auch bei den Polen eine recht gewaltsame Wandmetapher: bei ersteren den Ausdruck „an die Wand reden“, bei letzteren „przyprzeć do ściany“ („an die Wand drücken“). Doch auch die Spanier können handgreiflich werden: „zas, en toda la boca“ („Zack, voll auf die Schnauze“).

Und dann wäre da noch die Ausdrücke, die die Immobilität eines Individuums widerspiegeln, das von der Tasche seines Gegenüber sprichwörtlich eine übergezogen bekommt. Eine Art, seine Gegner in die Tasche zu stecken –  die man im Französischen als „méduser“ („erstaunen“, in Referenz an die Medusa der griechischen Mythologie), „pétrifier“ („versteinern“) oder auch „scotcher“ („zukleben“) bezeichnen kann. Der Franzose spricht da in gehobener Sprache von „rester coi“ („vollkommen sprachlos sein“), während der Italiener den eher lyrischen Ausdruck „mangiare la pastasciutta in testa a qualcuno" („Nudeln auf jemandes Kopf essen“) bevorzugt.

Kurz und gut, Margaret sollte aufpassen, umso mehr, weil sie gut zuhören kann – sonst könnte sie selbst in die Tasche gesteckt werden. Übrigens: Das lederne Autoritätssymbol von 1979 bis 1990landete am 27. Juni im Aktionshaus Christie‘s unter dem Hammer – eine Spende der Eisernen Lady selbst. Ihr Täschchen brachte umgerechnet 40000 Euro ein - leider nur ein Viertel des erhofften Preises. Immerhin einiges mehr als Churchills Zahnersatz, der letztes Jahr für 19 000 € an einen Fremden ging. Amen.

Bild: ©Henning Studte

Story by

Matthieu Amaré

Je viens du sud de la France. J'aime les traditions. Mon père a été traumatisé par Séville 82 contre les Allemands au foot. J'ai du mal avec les Anglais au rugby. J'adore le jambon-beurre. Je n'ai jamais fait Erasmus. Autant vous dire que c'était mal barré. Et pourtant, je suis rédacteur en chef du meilleur magazine sur l'Europe du monde.

Translated from « Handbagging » : face à Margaret Thatcher, le cul de sac