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Gewalt in Kirgistan: Zynische Ignoranz der Großmächte

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Politik

Die ethnische Gewalt im Süden Kirgistans nimmt zu. Hunderte Angehörige der usbekischen Minderheit sollen getötet worden sein, Zehntausende fliehen aus dem Land. Vor allem die Armut macht die Region zu einem ständigen Krisenherd, meint die Presse. Den Menschen dort nicht zu helfen, wäre zynisch.

Frankfurter Rundschau – Deutschland: Die Weltmächte kümmern sich zuerst um ihre Luftwaffenstützpunkte

Die kirgisische Übergangsregierung von Rosa Orunbajewa hat Russland um "Friedenstruppen" gebeten. Aber der Nachbar verteidigt bisher nur seinen Luftwaffenstützpunkt Kant bei Bischkek, statt Soldaten in die Krisenorte Dschalalabad und Osch zu schicken, kritisiert die linksliberale Frankfurter Rundschau: "Doch dorthin Soldaten zu schicken ist riskant. Usbekistan ist für Moskau das wesentlich wichtigere Land. Sollte die russische Regierung nicht eindeutig Partei für die angegriffenen Usbeken ergreifen, wird Ärger mit Usbekistan nicht ausbleiben. Die USA wiederum sind an Kirgistan wegen ihres Stützpunkts Manas, der in der Nähe der Hauptstadt Bischkek liegt, interessiert. Er ist wichtig für den afghanischen Feldzug. Manas jedoch wird im Zuge der Auseinandersetzungen ganz gewiss nicht angegriffen. ... Viel spricht für die Annahme, dass polit-kriminelle Bandenführer die Differenzen zwischen verarmten Usbeken und Kirgisen anfachen, um Nutzen aus dem Chaos zu ziehen. Spuren weisen dabei auf den Clan des gestürzten Präsidenten Bakijew hin. Die Großmächte Russland und USA aber denken bei dem Konflikt zuallererst an ihre Luftwaffenbasen. Das Verhalten beider Länder lässt sich nur als zynisch bezeichnen."

(Artikel publiziert am: 15.06.2010)

Kurier – Österreich: Intervention Russlands oder das Blutbad geht weiter

Kirgistan hat keine Chance, den ethnischen Wahnsinn im Süden des Landes selbst zu stoppen. Es braucht Hilfe von Russland, meint die Tageszeitung Kurier, und zwar schnell: "Was nützt es, zu wissen, dass Stalins perfide Bevölkerungspolitik den heutigen Fleckerlteppich der Völker verursachte? Was, zu ahnen, dass Ex-Präsident Bakijew und sein Clan, der im Süden seine Basis hat, zündelt. Es ist auch nicht tröstlich, dass die blutige Anarchie im Fergana-Tal unter - vor allem wirtschaftlich orientierungslosen und daher leicht zu manipulierenden - Muslimen ausgetragen wird. Dringend erforderlich ist es, den Hass der Habenichtse zu stoppen. Denn Hass produziert nur noch mehr Gewalt, Leid, Zerstörung und damit noch mehr Armut. Der einzig potente Player Russland ziert sich, noch. Doch ist, wie all die vielen ethnischen Gemetzel und ihr möglicher Dominoeffekt auf umliegende, ebenfalls nicht 'reinrassige' Länder zeigten, Eile geboten. Ansonsten wird der Horror flächendeckend."

(Artikel publiziert am: 14.06.2010) 

The Guardian - Großbritannien: Die Instabilität in Zentralasien bereitet den Großmächten Sorgen

Die Unruhen in Kirgistan geben den Großmächten berechtigten Anlass zur Sorge, schreibt die linksliberale Tageszeitung The Guardian: "Wenn man nach der jüngsten Geschichte gehen darf, ist nicht zu erwarten, dass die Unruhen im Süden Kirgistans noch lange anhalten werden oder eine breitere Feuersbrunst im benachbarten Usbekistan und Tadschikistan entfachen. Ähnliche Ausbrüche im geteilten Fergana-Tal 1990 und 2005, ausgelöst durch Auseinandersetzungen wegen Land, Nahrungsmitteln und Wahlergebnissen, klangen schließlich ab, mit oder ohne ausländische Intervention, nach der die vorläufige Regierung in Bischkek am Wochenende verlangt hat. Doch diese Präzedenzfälle bieten den Großmächten Russland, China und USA wenig Trost. Ihre wirtschaftlichen, strategischen und sicherheitspolitischen Interessen werden zunehmend von der Instabilität in Zentralasien beeinflusst. Kirgistans ungelöste Probleme, zu denen extreme Armut gehören, mangelhafte Bildung innerhalb der überwiegend ländlichen Bevölkerung, komplexe ethnische und Stammesrivalitäten, Nord-Süd-Zerrissenheit und die Verbreitung einer extremen, islamistischen Ideologie sorgen dafür, dass die nächste Krise nie weit ist.

(Artikel publiziert am: 15.06.2010)

Savon Sanomat – Finnland: Die EU muss eingreifen

Ethnische Konflikte sind kein neues Phänomen in Kirgistan, konstatiert die Tageszeitung Savon Sanomat und fordert ein Eingreifen der EU: "Aus den Spannungen zwischen den ethnischen Gruppen wird offene Gewalt, wenn in der Region ein Machtvakuum entsteht. Bei gewalttätigen Auseinandersetzungen im Jahr 1990 starben 300 Menschen. Der blutige Streit begann, als die Sowjetunion zerfiel. Jetzt wiederholt sich das gleiche nur anderthalb Monate nachdem der frühere kirgisische Präsident Kurmanbek Bakijew zum Rücktritt gezwungen wurde, als er mit Gewalt den Aufstand der Massen unterdrücken wollte. … Kirgistan ist in der Hinsicht ein besonderer Staat, da es auf seinem Hoheitsgebiet nur dreißig Kilometer vom russischen Stützpunkt entfernt auch eine US-Militärbasis gibt. Es ist zu hoffen, dass keinem von beiden Staaten einfällt, die Situation zu nutzen, um seine eigenen strategischen Positionen zu stärken. Stattdessen ist der Gedanke des [finnischen] Außenministers Alexander Stubb, eine schnelle zivile Einsatzgruppe der EU nach Kirgistan zu schicken, eine Überlegung wert."

(Artikel publiziert am: 15.06.2010)

28 Länder - 300 Medien - 1 Presseschau. Die euro|topics-Presseschau zeigt, welche Themen Europa bewegen und spiegelt die Vielfalt an Meinungen, Ideen und Stimmungen wider.

Foto: ©plasmastik/Flickr

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Translated from Violences au Kirghizistan : Le cynisme pour unique réponse