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Gewalt-Eskalation in Libyen: Afrikanische Söldner und italienische Piloten

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Translation by:

Katha Kloss

Politik

Der Präsident des Libyen-Hauses in Spanien, Mohamed Elhamdi, hat sein Land vor 38 Jahren verlassen. Heute Seite an Seite mit den Regimegegnern, kommt er auf die Abscheulichkeiten des libyschen Völkermords zurück, der bereits Hunderte von Demonstranten das Leben kostete. Elhamdi spricht von afrikanischen Söldnern und italienischer Hilfe bei der Niederschlagung der Proteste.

cafebabel.com: Wie folgen Sie den täglichen Ereignissen in Libyen? Neben dem Internet und anderen Kommunikationsmitteln, haben Sie Familie oder Freunde in Libyen?

Mohamed Elhamdi: Wir haben leider nur sporadisch Kontakt, aber mit den Unterbrechungen von Festnetz- und Mobiltelefonlinien, ist es manchmal schwierig, die Kontakte aufrecht zu erhalten. Ich habe Bekannte im Osten des Landes, in Benghazi, wo derzeit unbewaffnete Zivilisten auf die Straße gehen und darauf gefasst sein müssen, dass man auf sie schießt: Im Grunde genommen wird auf alle geschossen, die derzeit auf die Straße gehen. Die Diktatur bedient sich afrikanischer Söldner, die auf einen Schlag 30.000 Dollar verdienen, um sich an der Niederschlagung der Aufstände zu beteiligen - plus einen Bonus von 1500 Dollar für jeden Toten. Anderen wird wiederum die libysche Staatsbürgerschaft versprochen. Das Regime rekrutiert auch unter Einwanderern und den armen Bevölkerungsschichten. Diejenigen, die ablehnen, werden getötet. Gaddafi bedient sich bewaffneter Truppen, die über US-amerikanische und europäische Gelder finanziert werden, die eigentlich dafür ausgelegt waren, Al-Qaida in Nordafrika zu verfolgen. Bevor sie eine eindeutige Botschaft aussendet, versichert sich die internationale Gemeinschaft zunächst, dass all ihre Bürger schnellstmöglich aus Libyen evakuiert werden.

cafebabel.com: Die Gewalt der Niederschlagung in Libyen übertrifft bei weitem die in Tunesien und Ägypten. Wundert Sie das?

Mohamed Elhamdi: Ja und nein, es ist unglaublich in unserer Zeit, dass ein Vater und Sohn [Muammar al-Gaddafi und sein Sohn und potentieller Nachfolger Saif al-Islam, A.d.R.] denjenigen ein Blutbad androhen, die sich für mehr Demokratie im Land einsetzen. Aber das ist nicht weiter verwunderlich, denn in Libyen ist die Gewaltenteilung ein Mythos: Gaddafi konzentriert alle Macht auf sich allein und hat schon immer Tacheles mit denjenigen gesprochen, die seine Macht antasten wollten. Dafür muss man nur Aussagen folgender Art betrachten: „Ich habe Libyen geschaffen. Und ich werde es auch zerstören.“ Doch die libyschen Flugzeuge, die in Malta gelandet sind, bezeugen die Befehle des Staatschefs auf Zivilisten zu schießen. Die Vorladung am Internationalen Gerichtshof in den Haag ist also nahezu vorprogrammiert.

cafebabel.com: Die Europäische Union gibt sich zurückhaltend und hat bisher nur mit Worten reagiert. Viele Mitgliedstaaten, so zum Beispiel Italien, erhalten ihre Beziehungen mit Gaddafi aufrecht. Was halten Sie von der europäischen Diplomatie?

Mohamed Elhamdi: Unser Verein hat gegen diese Haltung protestiert. In Europa begründet sich die Gadaffi gewährte Freundschaft auf Erdöl, Erdgas und andere wirtschaftliche Beziehungen. Doch die Positionen sind unterschiedlich. Spanien hat zumindest der demokratischen Bewegung ihre volle Unterstützung zugesagt; Italien unterstützt seinerseits den Diktator. Italienische Piloten [das italienische Außenministerium hat dies dementiert; A.d.R.] bombardieren die libysche Bevölkerung, nicht unbedingt immer im Auftrag ihrer Regierung, aber vielleicht im Auftrag der Mafia oder anderer krimineller Strukturen.

cafebabel.com: Woher haben Sie diese Information?

Mohamed Elhamdi: Die findet man überall im Internet, auf den Webseiten, die es trotz der Zensur seitens des Regimes schaffen, Videos und Telefongespräche aus Libyen zu posten. Da wäre zum Beispiel die folgende Adresse: www.libyafeb17.com. Doch die Information muss noch offiziell bestätigt werden. Silvio Berlusconi und Muammar al-Gaddafi teilen sich persönlich untereinander das libysche Gas auf; im Austausch dafür greift Italien der libyschen Regierung in Fällen wie dem aktuellen unter die Arme. Man spricht von einem italienischen Flugzeug, das mit Waffen und Beratern beladen in Tripolis gelandet sei. Doch auch das ist nicht offiziell bestätigt.

cafebabel.com: Wie sieht die Zukunft Gaddafis Ihrer Meinung nach aus? Denken Sie, wie vielerorts spekuliert wird, dass er nach Venezuela fliehen wird?

Mohamed Elhamdi: Ich denke nicht, dass er fliehen wird. Er ist größenwahnsinnig und wird weiter töten - bis zum bitteren Ende. Bis dass die „freie“ Welt sich endlich dazu bequemt einzuschreiten, wird Gaddafi seine barbarische Unterdrückung in Libyen fortsetzen. Hoffen wir, dass die internationale Gemeinschaft bald eine klare Linie fährt, um das Massaker zu beenden.

Illustrationen: (cc) Crethi Plethi; Video: (cc)Youtube.com

Translated from ¿Pilotos italianos bombardeando a civiles libios? (Entrevista)