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Filmkurator Bernd Buder: "Den klassischen Filmemacher gibt es nicht mehr"

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Bernd Buder hat viel zu tun. Seit 1996 arbeitet der ausgebildete Politikwissenschaftler für das FilmFestival Cottbus; seine Teammitglieder und er suchen auf den Filmfestivals in Sofia, Karlovy Vary Sarajevo, Tallinn, Moskau, Budapest und Warschau nach den Highlights der jeweiligen nationalen Filmlandschaft. Mit cafebabel.

com sprach der Kurator des diesjährigen Fokus global EAST über die Themen und die Bedeutung des Festivals und neue Arbeitsbedingungen für junge Filmemacher aus Osteuropa.

Herr Buder, in Europa finden jährlich sehr viele Filmfestivals statt. Was macht das FilmFestival Cottbus einzigartig?

Es hat ein ganz eindeutiges Profil - Filme aus Osteuropa - und hat sich zu einem wichtigen Treffpunkt entwickelt, auf dem osteuropäische Filmemacher und interessierte Produzenten aus dem “westlichen” Europa zusammenkommen können. Hier sind schon interessante Kooperationen entstanden.

Welches Anliegen hatte das Festival, als es 1991 gegründet wurde?

Damals ging es darum zu zeigen, wie die junge Generation der Filmemacher, die mit der Wende aufgewachsen ist, mit den Veränderungen langfristig zurechtkommen würde. Immerhin mussten sie sich mit der EU-Erweiterung, komplexen sozialen Umwälzungen und mehreren Kriegen auseinandersetzen, wie zum Beispiel der Film Chico (2001) der ungarischen Regisseurin Ibolya Fekete sehr gut zeigt.

Welche Geschichten wurden damals erzählt?

Das waren meistens sehr persönliche Geschichten darüber, wie sich das Individuum in der sich verändernden Gesellschaft zurechtfindet. Überspitzt gesagt ging es in den Filmen um den „Überlebenskampf” in einer neuen Welt. Manche Filme erzählen aber auch sehr „pragmatisch“, mit einer angenehmen Beiläufigkeit vom Alltag nach dem Systemkollaps, zum Beispiel der rumänische Film Koks und Kohle (Marfa si Banii, 2001), in dem drei junge Leute in einem Kleinbus durch Rumänien reisen, um ein ominöses Päckchen in Bukarest abzuliefern. Hinter den „kleinen“ Beobachtungen stehen dann die „großen“ Geschichten.

Und welche Geschichten werden heute erzählt?

Heute geht es eher um allgemein gültige Gesellschaftsbeobachtungen. Ein naiver Fabrikmanager, der sich moralisch korrekt verhalten will, mit seiner Unbedarftheit aber alles nur schlimmer macht (Die Versuchung des Heiligen Tony, Estland 2009), eine zerrüttete Familie, in der Mutter und Tochter den gleichen gewalttätigen Mann lieben (White, white World, Serbien 2010) oder der unter zweifelhafter Beweislage verurteilte Jiri Kajinek (Tschechische Republik 2010) - ein wahrer Fall.

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