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FDP-Twitterzuwachs und Hurensöhne aus Portugal

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Katha Kloss

Turm zu BabelGesellschaftPolitik

Der #aufschrei wollte sich gerade legen, da zündelt die FDP im Wahljahr 2013 bereits am nächsten Twitter-Lauffeuer. Anfang Februar zählte der Twitter-Account der Liberalen plötzlich fast 30 000 neue Fans mehr. Schuld könnten diesmal die Portugiesen, nicht die Frauen sein.

Dass die Portugiesen nicht allzu gut auf Deutschland und dessen Sparpolitik in Europa zu sprechen sind, ist keine neue Erkenntnis. Nur zu gern erinnern sie sich sicherlich an die populistische Forderung eines FDP-Finanzexperten, sie sollten doch erstmal ihre Goldreserven anzapfen, bevor sie mit unter den europäischen Rettungsschirm dürften. Dass sie nun ausgerechnet Merkels liberalen Koalitionspartnern zu fast 30 000 neuen Followern beim Kurznachrichtendienst Twitter verholfen haben sollen, scheint daher vielleicht etwas abwegig.

Nur spekulieren könne man über den plötzlichen Zuwachs, übte sich die FDP in Erklärungsversuchen. Noch nie habe die liberale Partei Accounts bei irgendeinem sozialen Netzwerk gekauft, da war sich Peter Blechschmidt, Sprecher der Partei, laut der SZ sicher. Tatsächlich wird auch gemunkelt, es könnte sich um eine Schmähkampagne einer anderen Partei handeln.

Wie es nun passieren konnte, dass sich die Twitter-Fans auf fdp_de plötzlich verfünffacht haben, bleibt aber weiterhin offen. Eine Erklärung kam der FDP dann aber doch noch in den Sinn. Die neuen Fans könnten aus Portugal stammen. Denn dort würde der Hashtag #fdp auf Twitter öfters als Kürzel für filho da puta (dt. Hurensohn) verwendet.

Wer weiß, welcher Partei das irgendwann mal zu Gute kommen könnte.Wäre an der Theorie was dran, dann hätte die FDP eigentlich noch ein paar weitere Fans aus Europa sicher, denn auch in Italien und Frankreich sind figlio di puttana und fils de pute gängige Schimpworte. Allerdings kürzt der Franzose seinen Hurensohn nicht so gern ab. Der Hashtag #ntm (nique ta mere, f**k deine Mutter) könnte aber aushilfsweise dem Account des Nationaltheaters in Mannheim zugutekommen.

Der Spanier müsste mit seinem hijo de puta (‪#hdp) eigentlich für Hochstimmung bei der pakistanischen Partei HDP sorgen, die momentan allerdings bei 604 Followern herumdümpelt. Und die Briten hätten mit #sob (son of a bitch), folgt man der FDP-Logik, großen Einfluss auf den Twitter-Account des New Yorker Nachtclubs von Universal Music. Dieser hat aber, trotz Acts wie Kanye West, weniger als die Hälfte der Follower der FDP. Sob – und das ist die wahrscheinlichere Variante - kann aber auch ein Akronym für statement of boredom (Statement der Langeweile) sein. Was das nun mit der FDP-Twitter-Affäre und den Multikulti-Ausflüchten einer Partei im Wahljahr zu tun hat, bleibt Sache des Betrachters.

Illustrationen: Teaserbild (cc)Mr Bultitude/flickr; Im Text (cc)Gniewosadka Pkrywka/flickr

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