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Dream Teens: Engagierte Tagträumer

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Lifestyle

Heute gelten junge Europäer eher als pessimistisch. Die französischen Journalistinnen Estelle Faure und Emma Roulin zeigen, dass dies nur ein Klischee ist. Cafébabel traf sie in Paris, um über ihr neuestes Reportageprojekt  La Dream Teen zu sprechen.

Der Himmel über dem Place de la République ist bedeckt. Von Weitem strahlt mir nur das Monument in der Mitte des Platzes entgegen. Aufkleber und Schriftzüge erinnern an die jüngsten Ereignisse der Republik. Ich warte vor dem Café Monde et Médias auf die beiden Frauen, die in ihrem journalistischen Road-Projekt La Dream Teen Jugendliche in Europa beim Träumen beobachtet haben. Den Treffpunkt, einen gläsernen Pavillon mitten auf dem Platz, haben die Journalistinnen selbst ausgesucht. Der Ort wirkt modern und einladend. Draußen so wie drinnen verbringen einige Pariser gemütlich ihren Samstagnachmittag. Estelle kommt als Erste am Café an. Zehn Minuten später stößt Emma hinzu. Die beiden Journalistinnen wirken locker und sind bestens gelaunt. Erst seit wenigen Tagen ist sicher, dass sie ihr aktuelles Projekt bis zum Schluss umsetzen können.

Jugendliche Traumtänzer

Schon seit einem Jahr arbeitet das Duo an den Dream Teens. Im Oktober und November des vergangenen Jahres reisten sie durch Großbritannien, Frankreich, Deutschland, Bosnien und Bulgarien, lernten fünf Jugendliche und ihre ehrenamtlichen Projekte kennen. „Wir haben junge Menschen getroffen, die von Europa träumen und bereit sind, sich der Welt zu öffnen“, erzählt Estelle. „In Europa herrscht das Klischee einer pessimistischen und inaktiven Jugend vor“, so die Einschätzung der Journalistinnen, „Es gibt aber auch Jugendliche, die etwas auf die Beine stellen.“

Estelle und Emma bekämpfen mit ihrer Arbeit Stereotypen und Klischees. Ihre Multimedia-Reportage soll aktive Jugendliche zeigen, die sich den Problemen des Alltags stellen und diese auch aktiv angehen. Arnault aus Issy in Frankreich zum Beispiel gründete eine Organisation, die Kindern aus armen Familien kostenlose Musikstunden ermöglicht. Oder Ena aus Bosnien: Sie hilft Flüchtlingskindern und möchte ihr vom Krieg geschwächtes Land wieder aufbauen helfen. „Alle Projekte haben etwas in der Welt der Jugendlichen verändert“, erklärt Estelle.

Die jungen Europäer verändern zwar nicht den Lauf der Welt. Allerdings verbessern sie das Leben um sich herum und geben der politischen Elite einen Anstoß. Die fünf Protagonisten sprechen sich alle für die europäische Idee aus. Gleichzeitig haben sie individuelle Sorgen, Ängste und Wünsche. Auch diesen Aspekt werden Estelle und Emma in ihrer Reportage darstellen.

Die Journalistinnen haben sich in ihrer Arbeit auf Kinder- und Jugendthemen spezialisiert. Die 27-jährige Emma stammt von der Atlantikküste. Wie viele Franzosen hat es sie aus beruflichen Gründen nach Paris verschlagen. Vor einem Jahr schloss sie die Journalistenschule ab und arbeitet seitdem als freie Mitarbeiterin für das Jugendportal Mon Quotidien. Estelle traf sie während einer dualen Ausbildung, auch sie war an der Gründung von monquotidien.fr beteiligt. Haute stellen beide als 'Freie' auch Projekte mit dem Schwerpunkt Kinder-und Jugendpresse auf 

Finanzierung steht 

13 000 Euro habe das gesamte Projekt gekostet. Zunächst suchten die beiden sich Spender und Förderer. Die letzten 3500 Euro sammelten sie dann aber über die Crowdfunding-Plattform KissKissBankBank ein. „Es ist ein Projekt, das junge Menschen anspricht und Leute berühren könnte“, erklärt Emma die Entscheidung, ein Crowdfunding zu starten. „Gleichzeitig konnten wir mehr Leute für unser Projekt interessieren“, fügt sie hinzu.

40 Tage dauerte die Geldkollekte. Das Projekt der Journalistinnen fand soviel Zuspruch, dass sie sogar 150 Euro über ihr Ziel hinausschossen. „Sammlung abgeschlossen“ las Emma auf ihrem Handy und versuchte gar nicht erst ihre Freude zu verbergen. 

Die Erlebnisse des Road-Trips in die Traumwelten europäischer Jugendlicher soll in Form eines Multimediablogs veröffentlicht werden. Auf ihrer Reise machten Emma und Estelle Foto, Film- und Tonaufnahmen. Diese sollen ihre Texte im Onlineblog ergänzen. Ab sofort werden Grafiker und Entwickler die Arbeit aufnehmen.

Im Mai wird die Seite dann online gehen. „Wenn die Sache mit den Dream Teens gut läuft, warum sollten wir es dann nicht auch mit anderen Themen versuchen“, schweift Emma bereits in den nächsten Tagtraum ab.