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Die Bedeutung der Euroexpansion

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Pariser Stadtgeflüster

Während laute Stimmen sich beständig über die Zukunft Europas und ihre räumlichen Grenzen streiten, geht eine andere Art von Vergrößerung still und leise vonstatten. Seit dem ersten Januar 2008 sind zwei neue Länder Teil der Eurozone geworden. Nachdem Slowenien schon Mitte 2007 die Gemeinschaftswährung angenommen hat, folgten jetzt Malta und Zypern.

Die Finanzminister der EU entschieden diesbezüglich am 10. Juli vergangenen Jahres, dass die beiden kleinen Mittelmeerstaaten allen EU - Konvergenzkriterien gerecht würden. Diese Kriterien verlangen Preisniveaustabiliät, eine ausgeglichene Finanzlage der öffentlichen Hand, stabile Wechselkurse und langfristige Zinssätze.

Zu einem Zeitpunkt, an dem einige traditionelle Mitglieder der EU mit der Einhaltung dieser Regeln zu kämpfen haben, verdient die Leistung Zyperns und Maltas Beifall. Aber ändert sich eigentlich etwas damit? Außer zwei neuen Münzserien für die Sammler? Ok, der Tourismus in diese beiden sonnigen Staaten wird auch einfacher, insbesondere Malta erlebt ja gerade einen Boom als Urlaubsort für frischgewählte Staatschefs.

Aber abgesehen von diesen Oberflächlichkeiten hat die Einführung des Euros für beide Staaten einen wichtigen historischen Wert. Malta galt vor kurzem noch als Grauzone des weltweiten Finanzmarktes. Gründe dafür waren ein striktes Bankgeheimnis, ebenso wie das Bestehen von bestimmten Offshore - Mechanismen. Die Zulassung der Gemeinschaftswährung ist daher der Beweis für geglückte strukturelle Umwälzungen, welche mit Eintritt in die EU vollzogen wurden. Letztendlich gewinnt Malta die Akzeptanz des internationalen Finanzmarktes.

Für die Republik Zyperns bestätigt der Euro lediglich ihre europäischen Wurzeln. Seit der Antike schwankt der Inselstaat zwischen Orient und Okzident. Heute verläuft noch immer eine strikte Trennung zwischen der Zyprischen Republik im Süden und der Türkischen Republik im Norden, stets im Bewusstsein gehalten durch die türkische Besetzungsarmee. Aus diesen Gründen verfestigt die Gemeinschaftswährung im Süden das Zugehörigkeitsgefühl zu Europa, während sie gleichzeitig die Isolation des Nordens zu besiegeln scheint.

Für Malta und Zypern ist der Euro das Symbol ihrer Entscheidung für eine vollständige Integration in die EU. Beide haben ohne Widersprüche die Regeln der Union akzeptiert, ohne ausschließlich dem „Europäischen Traum“ zu folgen. Weit im Vordergrund steht auch das pure nationale Interesse an einer prosperierenderen Zukunft - nur realisierbar als Mitglied der Europäischen Union. Die Tatsache, dass derzeit die großen europäischen Staaten in ihrem Engagement für Europa zu schwanken beginnen und die selbstgeschmiedeten Regeln nur selektiv befolgen, könnte die Entscheidung Maltas und Zyperns für die EU zum Nachdenken anregen.

Alexis BrunelleWaleria Schüle