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"Bullying" - Mobbing in der Schule

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Gesellschaft

Cafebabel sprach mit dem VISTOP-Projektkoordinator Thomas Jäger und dem Pädagogen und Buchautor Dr. Karl Gebauer über Gewalt und Mobbing in der Schule.

Eine Handfläche in Blau signalisiert „Halt!“, dabei erinnert der vogelköpfige Daumen an die gute alte Friedenstaube. So sieht das Signet von VISTOP aus, dem „Violence in Schools Training Online Project“ (Online-Trainingsprojekt zum Thema Gewalt an Schulen). Dieses mit EU-Geldern geförderte Programm bietet Lernmodule zum Thema Bullying in der Schule an. Der Begriff ‚Bullying‘ (von Englisch: bully ‚Tyrann‘) bezeichnet, ähnlich wie das Mobbing am Arbeitsplatz, eine Form von Psychoterror unter Schülern.

©http://www.vistop.orgAufbereitet und multimedial gestaltet wurde der VISTOP-Lernstoff für 3 Zielgruppen: Lehrer, Eltern und Verantwortungsträger aus den Bereichen Polizei, Schulverwaltung und Kommunen. Am 6. Oktober haben für diese 3 Zielgruppen moderierte Online-Kurse begonnen, deren Inhalte ab Januar 2009 auch zum selbst gesteuerten Lernen zur Verfügung stehen sollen. Bis dahin sollen die Texte auch aus dem Englischen in andere Sprachen übersetzt werden.

Herr Jäger, Sie koordinieren das VISTOP-Projekt, wie ist die Nachfrage?

©Thomas JägerSehr gut! Wir haben etwa für den Lehrerkurs jetzt 30 statt der geplanten 20 Teilnehmer, weil die Nachfrage so riesig war. Die Teilnehmer leben in Großbritannien, Rumänien, Irland, Spanien, Polen, Deutschland, Zypern oder Japan.

Gibt es denn einen europäischen „Bullying“-Begriff und Statistiken?

Es gibt zwar Statistiken, doch lassen sich diese nicht europaweit vergleichen. Neben Unterschieden in Bezug auf die verwendeten Methoden und die untersuchten Populationen spielen hier auch unterschiedliche Konzepte eine Rolle. Der englische Ausdruck „to bully“ wurde in den ersten Untersuchungen als „hänseln, drangsalieren“ übersetzt, die gewalttätige Komponente fiel weg. Und auch der Gewaltbegriff selbst ist unterschiedlich. Also hat man versucht, von der Gegenseite her, einen kleinsten gemeinsamen Nenner zu finden: Die „convivencia“ als friedliche Koexistenz, die von dem Bestreben getragen wird, den Anderen zu verstehen und Konflikte gewaltfrei zu lösen.

Haben die Bullying-Vorfälle zugenommen?

In den Medien wird zwar oft ein anderer Eindruck erweckt, aber es scheint eher nicht der Fall zu sein. Allerdings gibt es inzwischen auch das Phänomen des Cyber-Bulllying. Hierbei entsteht für die Opfer eine völlig veränderte Situation. Während Demütigungen früher vor einer eher kleinen Gruppe stattfanden, kann diese jetzt bei YouTube Tausende umfassen.

Können Lehrer sich über Bullying-Fälle äußern?

Mein Gefühl ist, dass die Tabuisierung abnimmt, was sicher auch eine Folge der Berichterstattung in den Medien ist. Ich erinnere mich aus meinem persönlichen Umfeld, dass sich Schulen in den 1990ern noch davor scheuten, an Programmen zur Gewaltprävention teilzunehmen. Das hat sich gewandelt.

Herr Dr. Gebauer, Sie waren Schulleiter, was sind Anzeichen für Mobbing oder Bullying?

©http://www.gebauer-karl.de/Eltern, Erzieherinnen und Lehrer sollten auf ganz alltägliche Dinge achten. Mobbing kann sich andeuten, wenn z. B. Kleidungsstücke versteckt oder zerstört werden, Hefte und andere Materialien verschwinden, wenn über ein Kind hinter seinem Rücken schlecht geredet wird oder es vor anderen lächerlich gemacht wird.

Wie kommt man am ehesten raus aus der Mobbingfalle?

Lehrer müssen Ausgrenzungen wahrnehmen und als Machtdemonstrationen begreifen, die sich Schüler oder Schülerinnen vor ihren Augen erlauben. Wenn Lehrkräfte eine solche Situation nicht richtig einordnen, dann gerät das Opfer in eine hoffnungslose Lage. Merken das die Mobber, werden sie immer mächtiger und können sich noch mehr erlauben. Insofern können Lehrer, die das nicht beachten, Mobbing-Prozesse begünstigen. Ganz anders aber entwickelt sich eine Situation, wenn die Lehrer eingreifen. Wird eine Mobbingsituation aufgedeckt, verlieren Mobber und Mitläufer ihre Macht.

Kann man sich vor Mobbing schützen?

Ein gut ausgebildetes Selbstwertgefühl gehört zu den wichtigsten Schutzfaktoren. Kinder und Jugendliche mit einem guten Selbstwertgefühl sprechen die Ereignisse, die bei Mobbing stattfinden, relativ schnell mit Personen ihres Vertrauens an.

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