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Borislav Sandov: Mehr Bürgerbeteiligung aus Bulgarien

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Er ist ein grüner Politiker, Aktivist und Wissenschaftler, der einen der größten Umwelt-Proteste in der jüngsten Geschichte Bulgariens organisierte. Er enttarnte die Verseuchung eines örtlichen Flusses durch einen Minenbetreiber. Als Dank gab es eine saftige Klage. 

Borislav Sandov wurde „enorm“ durch seinen Geburtsort beeinflusst, die Stadt Madan im Süden Bulgariens, mitten im Rhodopengebirge gelegen. „Es trug zu meinem inneren Wert der Gerechtigkeit bei,“ argumentiert er. Die Stadt wurde während des früheren sozialistischen Regimes erbaut, um aus den nahe gelegenen Minen Kapital zu schlagen. Der Ort war bevölkert mit Leuten aus allen Ecken Bulgariens, mit vielen unterschiedlichen Glaubensrichtungen. Indessen gibt die jetzige Lage der Region kein so schönes Bild ab.

„Es ist derzeit richtig traurig zu beobachten, wie sich die Stadt verändert hat,“ erklärt er. „Nachdem die Minenarbeiten hier zu Ende gingen, sank die Lebensqualität und die Leute vor Ort haben kein Einkommen mehr.“ Der Abschwung seiner Heimatstadt lässt in ihm manchmal die Frage aufkommen, ob er nicht zurückkehren und die lokalen Kämpfe ausfechten sollte. Wie auch immer, den langen Weg in die Politik und zum Aktivismus im großen Stil hat Boris bereits eingeschlagen.

Wir sprechen mit Borislav am Abend vor seiner Abreise zu Klimagesprächen im französischen Lyon. Ich kann mir die Frage nicht verkneifen, ob er es schafft, Zeit für sich selbst zu finden, obwohl die Antwort vorhersagbar ist: „Ein klein wenig...“.

Er startete seine Karriere als Aktivist im Jahr 2000. Nachdem er sein Studium der Geografie absolviert hatte, ein Thema, dem er viele seiner Einstellungen zuschreibt, entwickelte er sich zu einem Experten auf diesem Gebiet und später auch in der Politik. Er ist der frühere Kopf der bulgarischen Grünen, die auch Teil der europäischen Grünen sind und 2008 gegründet wurde. Wie er stolz erklärt hat die Partei heute keinen Vorstand, die Rollen rotieren eher in einer horizontalen Struktur. „Gleichzeitig,“ merkt er an, „bin ich weiterhin Teil ihres Kerns.“

Ich frage ihn, ob ihn irgendetwas an der derzeitigen politischen Lage enttäusche. „Der Status Quo,“ antwortet er, „dennoch motiviert er mich gleichzeitig. Manchmal frustriert mich die Tatsache, dass sich Dinge zu langsam verändern und Leute nicht schnell genug reagieren.“

Am 12. November dieses Jahres fand in Bulgarien ein riesiger Protest gegen den Missbrauch natürlicher Ressourcen durch lokale Oligarchen statt. Borislav war wieder einer der Organisatoren. Er spricht offen und begeistert über den Fortschritt der Bürgerbeteiligung in Bulgarien. Die grüne Bewegung reicht zurück zu den allerersten Dissidenten im Jahre 2005, welche zu diesem Zeitpunkt das Ziel hatten, das Gebiet von Irakli an der Schwarzmeerküste zu erhalten. Während der Jahre ist die Bewegung immer nur gewachsen.

Borislav ist einer der jungen Leader, die diesen Dezember an den UN-Klimagesprächen der COP21 in Paris teilnehmen. Ich frage, ob er denkt, dass relevante politische Veränderungen durch ein solches Treffen hervorgebracht werden können: „Ich bin etwas entmutigt, wenn ich den Prozess beobachte,“ gibt er zu.

„Es ist wie ein Déjà-vu. Ich war 2009 in Kopenhagen und das war eine große Enttäuschung nach großen Hoffnungen, die nicht erfüllt wurden. Wie auch immer, zur COP21 wird es eine enorme Bürgerbeteiligung geben, was mir Hoffnung gibt – wenn dieser Druck aufrecht erhalten wird. Das Zusammenkommen großer Aktivistengruppen ist der Schlüssel. Man kann viele Kontakte knüpfen. Multinationale Unternehmen sind ein großes Thema und wenn wir, die grünen Gruppierungen, uns über diese Netzwerke zusammenschließen – wenn wir uns treffen und miteinander reden – gibt es effektive Mechanismen für Gegenangriffe. Dann wissen wir, was zu tun ist“.

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Dieses Porträt ist Teil unseres cafébabel-Projekts #21faces im Rahmen der Weltklimakonferenz COP21 in Paris.

Translated from Borislav Sandov: Bucking the trend in Bulgarian politics