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Banken-Domino in Europa

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Katha Kloss

Politik

Die Weltfinanzkrise ist längst auch nach Europa geschwappt: Ein Tag - eine Hiobsbotschaft! Zwischen Verstaatlichung und Übernahme: Europas gefallene Banken im Überblick.

Es kriselt weiter in Europas Finanzwelt. Während des von EU-Ratspräsident Nicolas Sarkozy einberufenen Krisengipfels der vier europäischen G8-Staaten in Paris sollte eine eventuelle europäische Lösung anvisiert werden. Merkel und Brown favorisieren jedoch weiterhin getrennte Wege aus der Krise. Hier der Scherbenhaufen, den Europa bisher aufzuräumen hatte.

Großbritannien: Northern Rock, Bradford & Bingley, Halifax Bank of Scotland

Bereits im Frühjahr hatte sich die Subprime-Krise auf der britischen Insel bemerkbar gemacht, als unzählige Kunden des Hypothekenfinanzierers Northern Rock in Newcastle im September 2007 2,9 Milliarden Euro von ihren Konten in Sicherheit und die Bank somit ins Taumeln brachten. Nur wenige Monate später, am 17. Februar 2008, wurde Northern Rock verstaatlicht - die erste britische Bank seit den siebziger Jahren. Kostenpunkt für die Regierung: 73 Milliarden Euro. Am 29. September 2008 ereilt Bradford & Bingley (B&B) ein ähnliches Schicksal. Der britische Finanzminister Alistair Darling verkündet die Verstaatlichung der britischen Hypothekenbank, die von der EU-Kommission zuvor genehmigt worden war. Für die deftige Summe von 500 Millionen Euro kauft der Spanier Santander die 200 Filialen und 2,7 Millionen Konten des wackligen Briten - den riskanten Rest tilgt der Staat für satte 50 Milliarden Pfund.

©Alex Gnningham/wikipedia

Auch die Schotten müssen die Gürtel in Zukunft enger schnallen: Weltweit haben die 72.000 Mitarbeiter der Halifax Bank of Scotland gezittert, als offiziell angekündigt wurde, dass die HBOS vom britischen Bankgiganten Lloyds TBS geschluckt würde. Nach dem Zusammenbruch der US-Bank Lehman & Brothers fielen die Aktien innerhalb von 24 Stunden ins Bodenlose. Die Iren setzten unterdessen ihr Poker-Face auf und machen die Briten mit einem protektionistischen Schachzug ziemlich sauer: Der irische Staat bürgt seit neuestem 2 Jahre lang für jegliche Bankgeschäfte. Die Briten befürchten, dass ihre Bankkunden auf die grüne Insel abwandern.

Fazit: 2 Verstaatlichungen, 1 Übernahme

Deutschland - Hypo Real Estate

(© Hypo Real Estate Holding AG)

Die Iren sorgen auch in der deutschen Finanzbranche für Wirbel. Die irische Tochter Depfa hat den deutschen Immobilienfinanzierer Hypo Real Estate, nachdem dieser sich fast aus der Krise gewunden hatte, nun in erhebliche Schwierigkeiten gebracht. Eigentlich wollte die deutsche Bundesregierung schnell handeln: Ein 35 Milliarden Euro Rettungspaket wurde kurzerhand verabschiedet und sollte in das kränkelnde Dax-Unternehmen gespritzt werden. Doch der Berliner Alleingang sorgte in der EU-Kommission für miese Stimmung. Schlussendlich gab die Union aber grünes Licht. Leider zu spät. Aufgrund ungeahnter Finanzlücken, besonders bei der Depfa-Bank, haben deutsche Banken kurzfristig einen Rückzieher gemacht und der HRE den Rücken gedreht. So einfach wollte die Kanzlerin sich aber nicht geschlagen geben und rief am 5. Oktober einen Krisengipfel zusammen, der weitere 15 Milliarden Euro (insgesamt also 50 Mrd.) billigte und die HRE bis auf weiteres vor dem sicher geglaubten Untergang rettete.

Fazit: Doppelte Rettung vor Kollaps (zumindest bis Jahresende)

Beneluxländer: Fortis und Dexia

©phxpma/flickrDie Regierungen in Brüssel, Den Haag und Luxemburg haben am 30. September gemeinsam 11,2 Milliarden Euro in den belgisch-niederländischen Finanzkonzern Fortis gepumpt und somit die Hälfte des Konzerns erworben.

Nur wenige Tage später, am 5. Oktober, meldet die belgische Presse, dass die größte französische Bank BNP Paribas für ein Schnäppchen von 15 Milliarden Euro die Geschäfte von Fortis in Belgien und Luxemburg übernehme. Die BNP wird damit zur größten Bank der Euro-Zone.

6 Milliarden aus Belgien, Frankreich und Luxemburg flossen in den Immobilienfinanzierer Dexia. Dessen Firmenchef, Axel Miller, hatte kurz vorher noch die Reißleine seines ‚goldenen Fallschirms‘ gezogen, dessen 3,7 Millionen Abfindung eine sanfte Landung garantieren. Die Regierung Sarkozy reagierte allergisch und will einen neuen Gesetzesentwurf gegen derartig horrende Managergehälter auf den Weg bringen.

(Fortis)

Fazit: Verstaatlichungen und Übernahme in Benelux

Island: Glitnir, Landsbanki; Dänemark: Roskilde-Bank

(Image: solja/ Flickr)Auch die europäischen Nordlichter müssen sich warm anziehen. Die isländische Regierung hat 600 Millionen Euro in den Wackelkandidaten Glitnir gesteckt, um diesen vor dem Kollaps zu bewahren. Die weltweite Finanzkrise trifft Island besonders hart, da der Aufschwung hier insbesondere auf dem Banken- und Finanzsektor beruht. Am 7. Oktober übernimmt die staatliche Finanzaufsicht auch die zweitgrößte Bank des Landes - die Landsbanki. Trotz Kredithilfen aus Russland könnte das Lands bald vor dem Staatsbankrott stehen.

Dänemark hat seinerseits gegen die Rezession zu kämpfen. Die Domino-Welle traf hier besonders kleine Kreditinstitute, wie beispielsweise die Roskilde-Bank, die im Juli Konkurs angemeldet hatte und zunächst von der dänischen Zentralbank geschluckt wurde. Mittlerweile wurde das Unternehmen von der Nordea AB, der dänischen Nord Bank und der Arbejdernes Landsbank übernommen.

Fazit: Verstaatlichungen in Island und Übernahme in Dänemark

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