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Abhörskandal: Murdoch-Orkan erschüttert Scotland Yard

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Anti-Terror-Chef und Nummer 2. der Londoner Polizeibehörde Scotland Yard, John Yates, ist am Montag zurückgetreten und folgt damit seinem Vorgesetzten Paul Stephenson. Sie reagierten auf Korruptionsvorwürfe in der Abhör-Affäre um das Boulevardblatt News of the World von Rupert Murdoch. Die Presse sieht die nationale Sicherheit bedroht und fordert eine Reform von Scotland Yard.

Der Standard: Cameron muss sich von Freunderlwirtschaft mit den Murdoch-Leuten verabschieden; Österreich

Nach dem Rücktritt des Londoner Polizeichefs Paul Stephenson und seines Stellvertreters John Yates steht die Glaubwürdigkeit von Premier David Cameron auf dem Spiel, meint die linksliberale Tageszeitung Der Standard: "Bisher ließ sich die Affäre um Rupert Murdochs Einfluss auf die wichtigsten Akteure der britischen Politik noch mit einer gewissen Distanz verfolgen. Gewiss war es zu einer ungesunden Nähe gekommen zwischen dem US-australischen Medienmagnaten und den Ministern Ihrer Majestät; [...] Nun geht es nicht mehr nur um Murdochs Profite und Zivilcourage von Politikern. Wenn die wichtigste Strafverfolgungsbehörde des Landes kopflos wird, steht die nationale Sicherheit auf dem Spiel. [...] Sicher spricht Frust aus den Worten des Polizeipräsidenten, der sich durch die Annahme eines kostenlosen Kuraufenthaltes im Wert von 13.700 Euro angreifbar gemacht hat. Aber den Fragen nach seinem Urteilsvermögen kann Cameron nicht mehr ausweichen. Von seiner Freunderlwirtschaft mit den Murdoch-Leuten muss er sich ein für allemal verabschieden." (Artikel vom 19.07.2011)

Financial Times: Nächster Scotland Yard-Chef muss von Meinungsmache Abstand nehmen; Großbritannien

Angesichts der Verstrickung hochrangiger Beamter von Scotland Yard in die Abhörskandale muss die britische Polizei künftig von sich aus mehr Abstand zu den Medien halten, meint die liberal-konservative Wirtschaftszeitung Financial Times: "Die Abhöraffäre verdeutlicht ein größeres Problem in Großbritannien. Der verständliche Wunsch der Polizei, das öffentliche Vertrauen nicht zu verlieren - eine entscheidende Bedingung für effektive Polizeiarbeit - ist beim Umgang mit den Medien manchmal zur Obsession degeneriert. Das hat sich in dem Zögern gezeigt, öffentlich Fehler zuzugeben wie in dem Fall von [den Opfern von Polizeieinsätzen] Jean Charles de Menezes und Ian Tomlinson. [...] Es scheint, dass es auch bei der Abhöraffäre so war. Der nächste Chef von Scotland Yard muss von Meinungsmache Abstand nehmen und sich um die Wurzel des Problems kümmern. Es wird nicht gelöst, indem man die Kontakte zwischen Polizei und Medien beschneidet. Es gilt, die Kultur zu ändern, die solche Fehler möglich gemacht hat." (Artikel vom 19.07.2011)

Corriere del Ticino: Auch das britische Establishment erfasst; Schweiz

Mit dem Rücktritt der beiden höchsten Beamten der Londoner Polizei Scotland Yard verlässt der Skandal die mediale Ebene, meint die liberale Tageszeitung Corriere del Ticino: "Nach diesen beiden Rücktritten können die Briten schwerlich von einem einfachen Sturm im Wasserglas sprechen. Es ist ein Orkan, der in Folge des Abhörskandals nicht nur die Fundamente des Medienreichs von Murdoch erschüttert, sondern auch das britische politische Establishment erfasst. Denn wenn noch bis vor Kurzem die Enthüllungen den Skandal zu einem Fall von Korruption und mangelnder Berufsethik machten, stößt er nun mit den Rücktritten auf eine institutionelle Ebene vor. [...] Auch die Politik ist betroffen. Auf der Anklagebank sitzen britische Regierungen, Labour und Konservative, die gern bereit waren, ein Auge zuzudrücken, um die Unterstützung der Murdoch-Zeitungen zu bekommen." (Artikel vom 19.07.2011)

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Fotos: Trio Infernale (cc)ssoosay/flickr; Video (cc)euronewsde/YouTube

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