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A lone voice in the distance uttered Yes! We can! ... und es war bis nach Europa zu hören.

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Mehrsprachigkeit

Von Obamas Yes! We can! über Hollandes Oui, nous pouvons plus vite und Renzis Ce la faremo bis hin zu Merkels Wir schaffen das:  Zur transatlantischen Lieblingsparole im Netz der Solidaritäts-Rhetorik. 

Alles begann 2008 in den USA. Barack Obamas berühmter,  etwa monotoner, dafür aber wahlpolitisch sehr effektiver Wahlkampf-Slogan „Yes! We can!“ schuf ein Zusammengehörigkeitsgefühl, eine starke Bindung zu den Wählern, ein Gefühl der Solidarität. Seitdem ist der Spruch in französischer, italienischer und deutscher Sprache ein Trend  und  von Hollande über Renzi bis hin zu Merkel zur Lieblingsparole der Solidaritäts-Rhetorik avanciert.

Obamas Spruch 

Was meinte Obama mit seinem Spruch?  Egal ob er seinen Zuhörern erklären sollte, wie man Gerechtigkeit und Wohlstand schafft, oder ob er die Frage beantworten sollte, wie Weltfrieden erreicht wird, die Wähler bekamen immer ein „Yes! We Can“ zu hören.

Obamas Spruch bezieht sich nicht einfach auf die Ziele und Zielsetzungen seiner Politik, das Unmögliche möglich zu machen. Nein. Der Spruch appelliert direkt an den Zuhörer. Der Zuhörer fühlt sich als Teil eines kollaborativen Projekts, an dessen Erfolg jeder, aber wirklich jeder, mit Hingabe und Überzeugung mitmachen kann. Besser noch, wenn es zum Erfolg kommen sollte, wäre dann das Ergebnis ein geteiltes Verdienst. "Yes! We have done it!" könnte man sich bei jedem Erfolg sagen und  sich freuen. Wie kann sich der Wähler dieser Anerkennung entziehen?  

Wo hakt's? 

Obamas Rhetorik des "Yes! We can" hat 2009 einen politisatirischen Flash Comic inspiriert, der mit dem Titel "He's Barack Obama" von JibJab Media Inc. produziert und veröffentlicht wurde. Im Video erscheint  SuperObama  als viel beschäftigte Hauptfigur, die alles und alles besser kann. Der  Soundtrack ist eine Neuinterpretation des populären Songs "When John Comes Marching Home", der während des  Amerikanischen Bürgerkrieges von Louis Lambert (dies ist das Pseudonym von Patrick Gilmore)  geschrieben wurde.  Der Song hat das Zeug zum Ohrwurm. Im Text macht man sich darüber lustig,  dass Obama sich eine Menge vornimmt, Probleme aus der Welt schafft, ohne das "Wie" zu verraten. Anders gesagt: Mithilfe von der Rhetorik des "Yes! We can!" hat er geschickt um die Nennung seiner genauen und geplanten Lösungen für die Probleme der Weltpolitik herumgeredet. Also, es hakt.

Hollande erweitert den Spruch um ein Adverb

"Oui, nous pouvons plus vite" meinte  der französische Präsident Hollande in einem Interview mit dem Magazin Time, als er 2014 zu erklären versuchte, wie sich Frankreich von den Folgen der Wirtschaftskrise erholen könne. Seine Version des Obama-Spruches ist um das Adverb "plus vite" reicher. Auf die Frage, wie er gedenke, Frankreich aus der Krise zu helfen, atwortete er, dass er die USA dafür bewundere, dass Amerikaner in Zeiten der Krise alle zusammen und jeder für sich die Ärmel hochkrempeln  und immer nach vorne schauen. Frankreich soll dasselbe tun, nur schneller. Oui, nous pouvons plus vite.

Renzi schaut gerne in die Zukunft

Auch dem italienischen Ministerpräsidenten Matteo Renzi ist der Trend nicht entgangen. Verfeinert hat er Obamas Slogan, indem er seine Version des  Satzes  ins Futur gesetzt hat: "Ce la faremo" sagt er seinen Zuhörern in fast allen öffentlichen Reden, wenn es darum geht, dieses oder jenes Problem als Herausforderung hinzustellen, der man sich stellen sollte. Egal ob Lampedusa, die Arbeitslosigkeit jungerer Generationen, die Expo, die Eurokrise oder die Reformen in seinem Land auf der Tagesordnung steht, Renzi ist immer zuversichtlich, dass ce la faremo. 

 Merkel entscheidet sich für einen einfachen Aussagesatz

Am schlichtesten gibt sich Bundeskanzlerin Angela Merkel, die sich anlässlich der Flüchtlingskrise in Deutschland  an dem Obama-Spruch versucht hat.  Sie hat sich für einen einfachen Aussagesatz in deutscher Sprache ohne Futur, ohne Ausrufezeichen, ohne Adverbien entschieden, denn bekanntlich ist weniger mehr, oder?  "Wir schaffen das" wiederholt sie in aller  Öffentlichkeit, wenn es darum geht, die Bürger zu beruhigen und zu betonen, dass Asylrecht keine Grenzen hat.  Dass sie dabei den Eindruck vermittelt, keinen Plan zu haben, ist nicht der entscheidende Punkt. Die routinierte Merkel-Raute am Ende ihrer Reden sagt uns, dass wir ihr vertrauen dürfen.

... und bei allen hakt es

Egal ob auf Englisch, Italienisch, Deutsch oder Französisch, bei allen wird der Zuhörer Teil eines kollaborativen Projekts und zum festen Bestandteil des guten Gelingens. Bei allen wird das Zusammengehörigkeitsgefühl gesteigert. Und bei allen hakt es.