Participate Translate Blank profile picture
Image for 3. Europäisches Tramper-Festival: Per Anhalter nach Portugal

3. Europäisches Tramper-Festival: Per Anhalter nach Portugal

Published on

Translation by:

Leonie Müßig

Im August 2010 soll die dritte Auflage des Europäischen Tramper-Festivals stattfinden. Zunächst in Barcelona und später in Lissabon werden sich Tramper des ganzen Kontinents zusammenfinden, um ihre mobilen "Daumen raus" Geschichten mit Gleichgesinnten zu teilen.

Warum per Anhalter? „Um mit Leuten zu reden, die da herkommen, wo ich hinreise“, sagt Daan, ein 25-jähriger Belgier. „Weil es eine Herausforderung ist, sich sozialen Grenzen zu stellen und mit jemand zu plaudern, der einem selbst völlig fremd ist“, sagt Anja, 23 Jahre, aus Polen. Und weil die Tramper mit Erstaunen feststellen dürfen, dass eine Welt, in der man einander hilft, möglich ist. 

Vom 1. August 2010 an werden zahlreiche Tramper aus ganz Europa am europäischen Hitchhiking Gathering 2010 teilnehmen. Beginnen soll der Roadtrip in Barcelona, von wo aus die Lowcost-Wegelagerer in alle Himmelsrichtungen schreien werden, dass sie die Welt verändern wollen - besonders die Welt des Reisens. Nach einer Auftaktveranstaltung werden sich die abenteuerhungrigen Tramper an die katalanischen Straßen stellen, um per Anhalter die Iberische Halbinsel zu durchqueren. Ziel ist ein Ort in der Nähe von Lissabon, wo dann alle nach und nach eintrudeln sollen. Ab dem 6. August werden die Tramper dort fünf Tage lang ihre Zelt aufschlagen, Geschichten und Erfahrungen austauschen und stolz darauf sein, Teil dieser einzigartigen Gemeinschaft europâischer Tramper zu sein.

We are family...

Frankreich und die Baltischen Staaten gelten als Paradies für Tramper in EuropaBenjamin, 24 Jahre alt und aus Deutschland, ist sich sicher: „Wir sind eine große Familie“. Er hat bereits an den beiden vorangegangenen Festivals teilgenommen. Immer wenn er Zeit hat, kümmert er sich um eine anstehende organisatorische Aufgabe: „Wir leben alle über Europa verstreut und sehen uns nur zwei Mal im Jahr. Das Festival ist offen für alle und die Koordinierung entwickelt sich dezentralisiert über unsere Internetseite, wo man sich einigt, wohin es gehen, welche Werbeaktionen es geben soll, wo übernachtet wird etc." Dabei gibt es weder ein festes Budget, noch ein Organisationsteam. Jeder kann freiwilliger Organisator der Community werden, Aufgaben gibt es zur Genüge. Hauptsache unkompliziert!

Am 13. und 14. März haben sich in Berlin bereits eine Handvoll dieser freiwilligen Organisatoren zusammengefunden, um die ersten Vorbereitungen für das Festival zu treffen. Robin, ein 32-jähriger Holländer, besispielsweise hat Random Roads herausgebracht, eine Internetzeitschrift, in der jeder Tramper seine Geschichten mit anderen teilen kann. Die Idee der Organisation ist es nun, das Online-Format auf Papier zu drucken, um sie den Autofahrern als kleines Dankeschön mitzugeben und im gleichen Atemzug die Werbetrommel für das eigene Projekt zu rühren.

Der Rest der „Familie“ reicht von Normalo-Reisenden bis hin zu Fast-Nomaden, sie zählt sowohl Hippies, Geeks, Trampeing-Freaks und "Anfänger" als auch Liebhaber von Couchsurfing und Co. Bisweilen haben sogar Autofahrer -  die ja eigentlich die wahren Helden dieses Roadtrips sind, da ohne sie die ganze Veranstaltung nicht möglich wäre - beschlossen, sich dem Festival am Ende des Weges anzuschließen.

Das Hitchhiking Gathering feiert dieses Jahr bereits sein dreijähriges Bestehen. Im ersten Jahr war Paris Tramping-Treffpunkt  - die Veranstaltung hieß in Anlehnung an das Datum 8-8-8. Die Teilnehmer zelteten drei Tage lang auf den Champs de Mars, Blick auf den Eiffelturm inklusive. Auch das zweite Festival 7-8-9, das in der Stadt Odessa in der Ukraine endete, spielte mit Zahlenkombinationen. Die Ukraine ist eines der wenigen Länder in Europa, in das sowohl EU- als auch russische Staatsbürger ohne ein spezielles Visum einreisen dürfen. Um die hundert Menschen schafften es damals bis zum Treffpunkt, einem Park am Schwarzen Meer.

Was muss ins Gepäck und wie reist man sicher?

Der Tramper-Kult wird vom Carsharing-Prinzip abgelöst - einet neuen Art, billig und umweltfreundlicher zu reisenTrotz des Tramping-Elans weisen die Mitglieder der Community darauf hin, dass einige Vorbereitungen vor Reisebeginn notwendig sind. Zum Beispiel sollte man eine Route festlegen und eine Straßenkarte, auf der Tankstellen eingezeichnet sind, bei sich haben. Ein einigermaßen leichter Rucksack mit Campingausrüstung kann nie schaden, genauso wie bunte Kleidung, um nicht 'stehen gelassen' zu werden. Zweifellos ist die eigene Einstellung das Wichtigste bei der Sache: Sie verlangt Humor und eine gehörige Portion Geduld. „Die Fahrer, die anhalten, um mich mitzunehmen, tun das bloß, um mir zu helfen“, erklärt die 27-jährige Eva aus Tschechien. „Dadurch lerne ich immer sehr nette Menschen kennen.“ Allerdings, so gibt sie zu, müsse man immer wachsam sein, wie in jeder andern Situation, in der man mit Fremden spricht. So sollte man nicht bei jemandem einsteigen, der einem nicht vertrauenswürdig erscheint. Oder man reist zu zweit, was das Ganze ohnehin unterhaltsamer macht; denn manchmal muss man mehrere Stunden oder sogar einen ganzen Tag warten, bis ein Auto anhält, das erstens in die gewünschte Richtung fährt, zweitens Plätze frei und drittens Zeit zum Plaudern hat.

Daumen raus - Wie einfach kommt man wirklich per Anhalter durch Spanien?

Spanien hat den Ruf ein schwieriges Land für Tramper zu sein - man sollte sich auf lange Wartezeiten und sehr viel Misstrauen seitens der Autofahrer einstellen. „Wenn du nicht Spanisch sprichst, ist es sehr schwierig, dass man dich mitnimmt. Mich haben immer nur Ausländer mitgenommen“, sagt Felix, 21 Jahre alt, aus Frankreich, der bereits Erfahrung auf iberischen Straßen hat. Auf der anderen Seite gibt es aber auch diejenigen, die - Temperaturen mal ausgenommen - nie größere Schwierigkeiten auf der Reise nach Portugal hatten. In der Gemeinschaft der Tramper werden immer wieder Frankreich und die Baltischen Staaten als Tramper-freundlichste Länder genannt. Es heißt, dass die Leute dort eher bereit seien einen mitzunehmen oder wenigstens ein Lächeln auf den Lippen haben und so die Wartezeit erträglicher machen. Deutschland ist für seine schnellen Autobahnen bekannt und die polnischen Autofahrer sind dafür berühmt-berüchtigt, dass es für sie selbstverständlich ist, einen freien Platz auch anzubieten. Spanien ist in dieser Hinsicht 2010 eine regelrechte Herausforderung - in der Schwierigkeit liege dieses Jahr der Witz, so die Veranstalter.

Fotos: Flyer ©Hitchhiking Gathering 2010; ©robokow /flickr

Translated from Tercer Festival Europeo de Autoestop: ¡Vamos a dedo a Portugal!